Die Wochenvorschau für Berlin: Eine Lust ist es zu wandern

Caspar David Friedrich gucken in der Alten Nationalgalerie, sich mit Protest entrüsten und eine Stunde Vögel zählen: Alles mit Wanderlust.

Auch bald in der Alten Nationalgalerie zu sehen: Anselm Feuerbachs Gemälde „Zwei Damen in der Landschaft“ aus dem Jahr 1867 Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jörg P. Anders

Ein Mann in grünem Gehrock steht auf dem Gipfel eines Berges und schaut über ein Meer aus Nebel. Hin und wieder ragen Felsen aus dem Nebel, weiter hinten erkennt man ein Mittelgebirge. Der Wanderer ist im Gegenlicht und von hinten zu sehen, er scheint die Landschaft geradezu in sich aufzusaugen. Die Ferne, in die er blickt, wirkt unendlich, ja ungewiss.

„Ohne dieses Bild könnte man so eine Ausstellung gar nicht machen“, sagt Kuratorin Birgit Verwiebe zum 200 Jahre alten Gemälde „Wanderer über dem Nebelmeer“ von Caspar David Friedrich. Das Gemälde aus der Kunsthalle Hamburg, das eigentlich sonst nicht auf Reisen geht, ist ab Mittwoch erstmals in Berlin zu sehen, und zwar in der Sonderschau „Wanderlust“ in der Alten Nationalgalerie, die dann eröffnet. Natürlich zeigt die Ausstellung vor allem Werke der Romantik. Die Wanderlust war damals die Gegenbewegung zu rasanten gesellschaftlichen Umbrüchen seit der Französischen Revolution – eine Kritik, die bis heute ziemlich nachvollziehbar erscheint. Das Wandern – oder auch sein kleiner Bruder, der Spaziergang – ist bis heute das Mittel überhaupt, um mal ein bisschen zu entschleunigen und zu seinem eigenen Rhythmus zu finden.

Weder rennen noch fahren, weder on the road laute Musik hören, andere Verkehrsteilnehmer beschimpfen noch aufs Handy glotzen: Das kann heilsam sein. Besonders in diesen herrlichen Tagen, wenn es nicht mehr zu kalt ist und noch nicht zu heiß, wo noch dazu diverse Feier- und Brückentage winken.

Aber auch Ablenkung

Kurz darf man sich vom Wandern ablenken lassen, wenn man zufällig in eine sinnvolle Demo oder Protestkundgebung gerät wie etwa die am Dienstag um 9 Uhr am Maritim Hotel in der Stauffenbergstraße, wo es unter dem Motto „Rheinmetall entrüsten! Waffenexporte stoppen!“ gegen die Hauptversammlung der Rheinmetall-Aktionäre geht – und darum, dass der Krieg eben nicht immer weit weg ist.

Oder man darf auch ein Weilchen vom Weg abkommen, indem man nebenher die Vögel in den zu passierenden Gärten, Parks, Friedhöfen, aber auch in den Innenhöfen und auf den Balkons zählt, die ab Donnerstag im Rahmen der „14. Stunde der Gartenvögel“ deutschlandweit für den Nabu gemeldet werden dürfen.

Danach aber gilt es, schnell wieder zurück in den Modus des Wanderns oder Spazierengehens zurückzukehren. Denn das eigentliche Ziel dieser Art der Fortbewegung ist ja die Ziellosigkeit. Nur so bekommt man den Kopf so herrlich frei wie der Wanderer über dem Nebelmeer.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.