die drei fragezeichen: „Mir ist wichtig, die Beziehungen zu verbessern“
Sevim Dağdelen, 1975 in Duisburg geboren, ist Vize-Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke und neu gewählte Vorsitzende der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe im Bundestag.
1taz am wochenende: Frau Dağdelen, Sie, eine scharfe Kritikerin des türkischen Präsidenten im Bundestag, sind jetzt zur Vorsitzenden der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe gewählt worden. Trotzdem oder deswegen?
Sevim Dağdelen:Ich bin seit 2005 Mitglied der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe und jetzt von meiner Fraktion einstimmig zur Vorsitzenden gewählt worden. Kompetenz und Expertise müssen mit dem Engagement für eine Neuausrichtung der deutschen Türkeipolitik vereinbar sein. Die deutsch-türkischen Beziehungen liegen mir lange am Herzen. Gerade in Zeiten, in denen Erdoğan und seine AKP versuchen, die Türkei in eine islamistische Diktatur umzubauen, ist es wichtig, die parlamentarischen Kontakte zu intensivieren. Dafür stehe ich ein.
2 Wie kann der Dialog künftig stattfinden?
Seit der Verabschiedung der Resolution im Bundestag zur Anerkennung des Völkermords an den Armeniern hat es große Zerwürfnisse gegeben. Die Kontakte sind seitens der türkischen Parlamentariergruppe seit 2016 boykottiert worden. Michelle Müntefering, die bisherige Leiterin unserer Gruppe, wurde als vermeintliche Terrorunterstützerin auf einer Liste des türkischen Geheimdienstes geführt. Mir ist wichtig, die Beziehungen zwischen Bundestag und türkischer Nationalversammlung wieder zu verbessern. Dazu gehören natürlich auch gegenseitige Besuche. Dabei muss die Sicherheit aller Delegationsteilnehmer garantiert werden. Ich bin optimistisch, dass sich die Türkei hier bewegt.
3 Planen Sie nun auch selbst wieder Reisen in die Türkei?
Selbstverständlich werde ich als Vorsitzende der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe Reisen in die Türkei tätigen. Ich werbe für den direkten Austausch.
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