: Von Pinguinen und Bärten
Die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven haben im Play-off-Viertelfinale gegen den EHC Red Bull München verloren. In der Deutschen Eishockey Liga, der sie seit zwei Jahren angehören, verblüffen sie die Experten
Patrick Hager, Spieler der EHC Red Bull München
Am Morgen danach kann immerhin der Bart ab. Denn im schnellsten Mannschaftssport der Welt, gibt es ein ungeschriebenes Gesetz für die Play-off-Phase: „Wer rasiert, verliert.“ Und so lassen sich die Spieler ihren Bart lieber wachsen. Bereits zwei Jahre gehören sie zur Deutschen Eishockey Liga (DEL) und wieder haben sie alle Experten verblüfft: Die 24 Spieler der Fischtown Pinguins aus Bremerhaven.
Nach der Niederlage im K.-o.-System gegen den EHC Red Bull München konnten die Bremerhavener am Samstag zum Rasierer greifen. Nach einem 4:1 (1:0, 1:0, 2:1) zogen die Münchner ins Halbfinale ein. Mit 4:1 Siegen setzte sich der EHC in der Serie „best of seven“ durch. Im Vorjahr hatten sich die Fischtown Pinguins noch mit 0:4 geschlagen geben müssen. München gewann später auch den Titel.
So gesehen hat es im zweiten Jahr der DEL-Zugehörigkeit einen weiteren Schritt in der Entwicklung gegeben – und den hatten die wenigsten Beobachter dem Nachrücker für die im Sommer 2016 aufgelösten Hamburg Freezers zugetraut.
Die Pinguins sind mit dem kleinsten Etat der Liga geradezu meisterlich darin, sich bei der Konkurrenz Respekt zu erwerben – wie etwa vor wenigen Tagen durch den 4:3-Sieg im ersten Play-off-Spiel beim EHC. So sagte Münchens Patrick Hager, der mit dem deutschen Nationalteam Olympia-Silber gewonnen hat, am Freitag: „Bremerhaven hat in allen Spielen super gekämpft.“
Einen enormen Anteil am Erfolg der Pinguins hat deren Trainer Thomas Popiesch. Der gebürtige Ost-Berliner, der 1982 bei einem Fluchtversuch nach Westdeutschland gefasst wurde und anschließend vier Jahre lang im Stasi-Gefängnis Bautzen saß, schaffte es erneut, eine Einheit zu formen. Obwohl nach der vergangenen Serie die erste Reihe des Teams von zahlungskräftigeren Vereinen abgeworben wurde, folgte nicht der von vielen erwartete Absturz an das Tabellenende.
Popiesch wurde mit „einfachem, mutigem Eishockey“ der Trainer des Jahres in der DEL. „Ich glaube schon, dass wir einen Qualitätssprung gemacht haben“, sagte Popiesch, der „gerne in Bremerhaven bleiben möchte“. Es könnte also sehr gut sein, dass auch im kommenden Frühjahr in Bremerhaven „Pinguine“ mit Bärten anzutreffen sind. Christian Görtzen
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