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das portraitHeute ruft Marta Lempart zum „schwarzen Freitag“ für Frauenrechte

Foto: privat

Dieser „schwarze Freitag“ soll in die Geschichte Polens eingehen. Tausende schwarz gekleidete und wütende Frauen wollen heute durch Warschaus Straßen ziehen, um gegen die Verschärfung des Abtreibungsrechts zu protestieren. „Es geht um unser Leben“, warnt Marta Lempart vom „Polnischen Frauenstreik“, wie sich das federführende Aktivistinnenbündnis nennt.

Die junge Frau mit den schwarzen Locken und der schwarzen Brille ist eine der aktivsten Frauenrechtlerinnen Polens. Sie arbeitet als Bauunternehmerin in Breslau. Vor knapp drei Jahren hatte sie die Idee zu den sogenannten Streiks der Frauen. Seither flammen jene „schwarzen Proteste“ immer wieder auf, oft spontan über soziale Netzwerke organisiert, oft auch – zum Schrecken von Lokalpolitikern und Priestern – in der ländlichen Provinz, weitab von Warschau, Krakau, Posen oder Danzig.

„Was auch immer geschieht, wir werden uns nicht unterkriegen lassen!“ So ruft Lempart es ihren Mitstreiterinnen gern kämpferisch zu. „Vor zwei Jahren konnten wir die geplante Verschärfung des Abtreibungsrechts verhindern, indem wir das ganze Land lahmlegten“, sagt sie. „Jetzt müssen alle nach Warschau kommen!“ Der Weg des Protestzugs ist hochpolitisch: Um 16 Uhr treffen sich die Demonstrierenden – auch Männer unterstützen sie – vor dem Sejm, dem polnischen Abgeordnetenhaus. Dort ist ein Zelt aufgebaut, wo sich alle mit Plakaten, Transparenten und polnischen sowie EU-Fahnen versorgen können. Dann wird der Zug mit viel Lärm durch das Zentrum Warschaus ziehen. Ziel ist die Parteizentrale der nationalpopulistischen Recht und Gerechtigkeit (PiS) in der Nowogrodzka-Straße nahe dem Zentralbahnhof.

Dieses Mal geht es um ein Gesetzesprojekt, das die Bürgerinitiative „Stoppt Abtreibungen“ gemeinsam mit dem erzkatholischen Thinktank Ordo Iuris in den Sejm eingebracht hat. Das ohnehin restriktive polnische Abtreibungsrecht, das einen Schwangerschaftsabbruch nur bei einer Vergewaltigung oder Inzest erlaubt, bei Gefahr für die Gesundheit der Mutter oder bei schweren Missbildungen des Fötus, soll jetzt weiter verschärft werden. Demnach müssten Frauen künftig schwerstbehinderte Kinder auch dann austragen, wenn das Baby mit offenem Schädel oder Rückgrat die Geburt nur um wenige Tage überleben würde. 2016 war dies der Hintergrund für 821 von insgesamt 1098 legalen Abtreibungen in Polen. „Es könnte jede von uns sein. Religiöse Fanatiker wollen uns dazu zwingen, jede Minute der Schwangerschaft daran zu denken, dass sie nicht mit einem neuen Leben, sondern mit dem Tod enden wird“, meint Lempart.

Die selbsternannten Lebensschützer behaupten indes, 80 Prozent aller Abtreibungen­ beträfen Kinder mit Down-Syndrom. „Eine dreiste Lüge“, sagt Lempart, „und dazu werden sogar die eigenen Kinder instrumentalisiert.“ Damit spielt sie auf Kaja Godek an, Polens radikalste „Lebensschützerin“ und Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom. „Wir fordern Freiheit. Freiheit für die Frauen, in allen Entscheidungen“, sagt Lempart. Gabriele Lesser

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