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das portraitIshak Belfodil ist Werders eierlegende Wollmilchsau

Werder Bremen hat in den letzten acht Tagen mit zwei Siegen nicht nur den Sprung aus der Abstiegszone der Bundesliga ins untere Mittelfeld geschafft. In dieser Zeit haben sich auch zwei vermeintliche Missverständnisse in Glücksgriffe verwandelt.

Sportchef Frank Baumann hatte in den beiden letzten Transferperioden lange gepokert, um die geforderten Stürmer an Land zu ziehen. Jeweils in letzter Sekunde präsentierte er im Sommer Ishak Belfodil und im Winter Milot Rashica. Beide waren vorher nur Experten bekannt und wurden besonders kritisch unter die Lupe genommen. Dann schoss erst Rashica den Sieg gegen den 1. FC Köln heraus – und am Samstag wurde Belfodil mit zwei Treffern und einer Vorlage zum Matchwinner beim 3:1-Sieg in Augsburg. Plötzlich hat Werder ein Überangebot an guten Stürmern, da auch Florian Kainz und Aron Jóhannsson aufgeblüht sind, Max Kruse sowieso Extraklasse ist und im Hintergrund noch der verletzte Fin Bartels sowie Talent Johannes Eggestein warten.

Die Entwicklung des in Frankreich aufgewachsenen Algeriers Belfodil, den Werder von Standard Lüttich ausgeliehen hat, ist ein Musterbeispiel interkultureller Differenzen. Präsentiert wurde er in Bremen als kopfballstarke Sturmspitze, bald erklärte allerdings, dass er sich eher als Zehner sehe. Ein Scouting-Patzer also? „Das Problem ist, dass die Position des Zehners in Deutschland ganz anders verstanden wird als in Frankreich“, löste er das Missverständnis vor Kurzem selbst auf. „Nach meiner Definition spielt der Zehner im Angriff und wechselt sich mit dem Stürmer ab.“

Trainer Florian Kohfeldt bot nach dem Spiel in Augsburg eine weitere Definition an: Belfodil habe „den Körper eines Mittelstürmers, aber die Geschwindigkeit eines Flügelstürmers“. Zusammengefasst: Werder hat einen schnellen dribbel- und kopfballstarken stürmenden Zehner in seinen Reihen. Eine eierlegende Wollmilchsau also. Baumann sollte ihm beizeiten eine Festanstellung anbieten. Ralf Lorenzen

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