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Ihre Lieder sind wie Nachtisch

First Aid Kit spielten in der Columbiahalle

Von Jan Jekal

Die schwedischen Schwestern Klara und Johanna Söderberg spielen sauber inszenierte Hochglanz-Countrymusik, mit rosa Hosenanzug und weißen Stiefeln und Monument-Valley-Projektionen auf der Leinwand hinter ihnen. Am Donnerstagabend in der Columbiahalle demonstrieren sie eine Professionalität, die Fans ihres auf Authentizität bestehenden Frühwerks irritieren dürfte, die aber, hat man sich damit abgefunden, bei einer „Show“ zu sein, große Freude bereitet.

In ihren Liedern geben sich First Aid Kit süßlicher Sentimentalität hin, und das ist so ziemlich der einzige Modus, den sie haben, aber den haben sie wirklich. Folglich sind viele Paare im Publikum, und die Abschlussball-Beleuchtung lässt sie stehtanzen. Die Männer machen dann auch nicht diesen „Yeehaw“-Schrei, den sie in Westernfilmen gesehen haben und von dem manche meinen, dass er bei Country-Konzerten von ihnen erwartet wird.

Der präzise Close-Harmony-Gesang der Söderbergs ist eine wunderbare Verbindung aus Klaras stechender Stevie-Nicks-Stimme und Johannas erdendem, tieferem Gegenpol. Das Belohnungssystem wird sofort aktiviert bei diesen Harmonien, aber das Hochgefühl hält sich nicht über die ganze Dauer des Konzertes; ihre Lieder sind wie Nachtisch, bei dem man zunächst denkt: „Warum esse ich das nicht die ganze Zeit?“, und dann merkt man wieder schnell, warum nicht.

Ein wütendes Stück

Die Söderberg-Schwestern – die ihren Nachnamen angemessen amerikanisch wie „Soderbergh’“ aussprechen – werden von drei kompetenten Musikern begleitet, deren Kompetenz vor allem dadurch offenbar wird, dass sie nicht weiter auffallen. Mit Ausnahme des Keyboarders und Posaunisten Steve Moore, der dies allerdings in erster Linie tut, weil er in seiner Rocker-Kluft einen maximalen ästhetischen Kontrapunkt zu den Schwestern setzt. Bandleader bleiben die Frauen: Klara spielt bewährte Akkordfolgen auf der Gitarre, Johanna begleitet am Bass, und natürlich geht es vor allem um das Zusammenspiel der Stimmen.

Das Lied „You Are the Problem Here“ kündigt Klara in einer merklichen tonalen Abweichung mit Verweis auf den Weltfrauentag an. Es ist ein wütendes Stück, das Fassungslosigkeit darüber ausdrückt, wie vergewaltigten Frauen häufig mehr oder weniger indirekt die Schuld zugesprochen wird. Bei einem kurzen Exkurs und dieser einzigen längeren Ansage bleibt es. Später kommt noch Publikums-Partizipation, die Ermunterung zum Mitsingen bei ihrem Hit „Emmylou“, bei dem es um Emmylou Harris geht und auch um June Carter. Die Söderbergs sehen sich mit Recht in dieser Tradition.

In der Zugabe „Hem of Her Dress“ stellen sie sich im Halbkreis um ein altes Mikrofon und spielen ein Lied wie bei einem frühen Radiokonzert, so wie June es damals mit ihren Schwestern gemacht hat.

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