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Trotz entlastender Beweise hinter Gitter?

Die Ex-Geschäftsführerin des Kolping-Werkes Paraguay steht nach Aufdeckung eines Korruptionsskandals selbst vor Gericht. Nun tauchen entlastende Dokumente auf – zu spät

Von Jürgen Vogt , Buenos Aires

Muss die Whistleblowerin und ehemalige Geschäftsführerin des Kolping-Werkes Paraguay, Brigitte Fuzellier, trotz entlastender Dokumente womöglich ins Gefängnis? Am 20. März beginnt in Paraguays Hauptstadt Asunción die mündliche Verhandlung gegen Fuzellier. Kläger: ihr ehemaliger Arbeitgeber, das Kolping-Werk, bei welchem Fuzellier Jahre zuvor einen Korruptionsskandal aufgedeckt hatte. Fuzellier wird vorgeworfen, dass sie selbst im Rahmen eines Projekts für Behinderte eine Person unentgeltlich für sich hat arbeiten lassen. Doch jetzt sind Dokumente aufgetaucht, die belegen, dass der Vorwurf gegen sie offenbar nicht stimmt. Zu spät für Fuzellier. Die Beweisaufnahme ist geschlossen.

Das fragliche Projekt war von der deutschen Botschaft in Asunción gefördert und von der Kolpingstiftung Paraguay (FUKOLPA) durchgeführt worden. Um die Anschuldigung gegen sie zu entkräften, hatte Fuzellier mehrfach bei der deutschen Botschaft die Unterlagen über die Projektabwicklung angefragt. „Sieben Jahre lang wurde mir von der Botschaft mitgeteilt, dass die Akte mit den Abrechnungen nicht zu finden sei“, so Brigitte Fuzellier gegenüber der taz. Jetzt teilte die Botschaft Fuzellier mit, dass „umfangreiche Recherchen im Archiv der Botschaft“ doch noch erfolgreich waren, und bestätigte zugleich die korrekte Abrechnung und Abwicklung des Projekts. In dem auf den 26. Februar 2018 datierten Schreiben, welches der taz in Kopie vorliegt, heißt es: „Die von der FUKOLPA eingereichte Projektabrechnung wurde im Jahre 2010 von der Botschaft geprüft und dem zuständigen Fachreferat des Auswärtigen Amtes in Berlin übermittelt. Nach hiesiger Aktenlage hat die Prüfung keine Beanstandungen ergeben.“

Böse Absicht will Fuzellier der Botschaft nicht unterstellen. „In dem gesamten Zeitraum wechselte dreimal der Botschafter. Der erste wollte noch helfen, bekam aber offensichtlich keine Antworten vom Auswärtigen Amt in Berlin. Sein Nachfolger dagegen ignorierte meine Eingaben dann schlicht. Erst seit letztem Jahr, mit dem neuen Botschafter, kam wieder Bewegung in die Sache.“ Die Botschaft selbst äußerte sich auf Anfrage der taz bis Redaktionsschluss nicht.

Anfang 2010 hatte die damals neue Geschäftsführerin Brigitte Fuzellier Korruptionsvorwürfe gegen ihre Amtsvorgänger in der Kolping-Stiftung Paraguay erhoben. So sollen zwischen 2002 und 2007 beim Neubau eines Stiftungshauses über eine Million Dollar europäischer Entwicklungsgelder hinterzogen worden sein. Vom deutschen Entwicklungsministerium und der EU hatte die Kolping-Stiftung bis 2007 rund 1,4 Millionen Euro bekommen. Nach einer BMZ-Prüfung musste Kolping Deutschland 241.000 Euro zurückzahlen.

An mir wird ein abschreckendes Exempel statuiert

Brigitte Fuzellier, ehemalige Kolping-Geschäftsführerin

„Statt nach dem Verbleib der Gelder, der Maschinen und der anderen Hilfsmittel zu fragen, wurde von den Verantwortlichen eine juristische Hetzjagd gegen mich als Whistleblowerin begonnen“, sagt Fuzellier. Finanziell sei sie bereits ruiniert. Wegen der Prozesse darf sie Paraguay seit Jahren nicht verlassen. Ihre Exportfirma für Naturschwämme musste sie deshalb schließen. „An mir wird ein abschreckendes Exempel statuiert“, so Fuzellier.

Ende September 2010 wurde Fuzellier vom Vorstand der Kolping-Stiftung Paraguay fristlos entlassen. Am selben Tag wurde Olaf von Brandenstein zum Nachfolger ernannt. Von Brandenstein begann in Paraguay mit der juristischen Verfolgung Fuzelliers. Ein erstes Verfahren wegen Verleumdung endete im März mit einer Haft- oder Geldstrafe von umgerechnet 24.000 Euro. Nur mit Hilfe einer internationalen Spendenkampagne blieb ihr der drohende Gang ins Gefängnis damals erspart.

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