Ingo Arzt Kapitalozän: Wichtig! Historisches Dokument: Roboter sind Ziegenficker
Roboter sind Ziegenficker. Diese Aussage ist sehr vulgär, ich möchte sie eigentlich auch nicht in meiner Kolumne stehen haben. Aber der Satz ist wichtig, als historisches Dokument: Roboter sind Ziegenficker.
Derzeit wird Robotern ja alles zugetraut. Sie werden bald Altenpfleger, Wirt, Anwalt, Musiker, Philosoph, Arzt sein, vielleicht sogar Rechtspopulist. Es ist so schlimm, die Menschen verkriechen sich unter parkenden, autonom fahrenden Elektroautos aus Angst, die Roboter könnten ihnen ihre stinklangweiligen Jobs wegschnappen.
En vogue sind Studien, die sich überbieten bei der Zahl der demnächst vernichteten Arbeitsplätze: Schon sehr bald wird es vermutlich doppelt so viele Arbeitslose wie Menschen geben, weil jemand durch Automatisierung bedrohte Legehennen in die Statistik aufnimmt. Die meisten dieser Szenarien sind Quatsch. Der Mensch ist wie die Henne ein soziales Wesen. Menschen beschäftigen sich mit ihresgleichen und nennen das dann Arbeit. Das lässt sich per Definition nicht automatisieren.
Des Weiteren sagt man, Informationen seien das Öl des 21. Jahrhunderts: Wir hauchen sie mit jedem Mausklick ins Netz und aus unserem digitalen Mundgeruch berechnen Algorithmen: unser Sein. Was wir sein wollen, das verkauft uns dann jemand. Und sei es die wahre Liebe.
Doch eigentlich sind Informationen über Menschen wertlos wie Fidschi-Muscheln. Nehmen Sie mich als Beispiel: Ich esse gerne ein Mal in der Woche einen Fisch. Außerdem besitze ich ein Snowboard. Ich gedenke aber nicht, ein zweites Snowboard zu kaufen, wozu denn auch? Ich will auch nicht zwei Fische in der Woche essen, dafür habe ich zu viel Mitleid mit den armen Tieren. Trotzdem findet im Silicon Valley jeden Freitag eine exzessive Poolparty statt, auf der dressierte Lemuren Ballett tanzen. Die feiern dort, weil sie wissen, dass ich Fisch mag. Ich google nämlich viel zu Fischen.
Die Fünftagevorschau
Do., 1. 3.
Martin Reichert
Herbstzeitlos
Fr., 2. 3.
Peter Weissenburger
Eier
Mo., 5. 3.
Mithu Sanyal
Mithulogie
Di., 6. 3.
Doris Akrap
So nicht
Mi., 7. 3.
Adrian Schulz
Jung und dumm
kolumne@taz.de
Mit Informationen ist es wie mit den Robotern: Wir lassen uns einen Lemuren aufbinden. Eigentlich wäre das Zeug alles nichts wert, wenn es nicht Menschen geben würde, die uns erzählen, das alles sei Fortschritt. Das plappern dann alle nach, schaffen eine große Erzählung, was „Wert“ ist. Die Wirtschaft wächst nicht, wenn man alles über Menschen weiß, um ihnen effektiver Zeug zu verkaufen. Die Leute verdienen nur Dreieurofuffzig am Tag, mehr geben sie halt nicht aus. Mir könnte ein Superalgorithmus Fischwerbung auf die linke Pobacke tätowieren – ich esse nur einen. Alles, was sich ändert, ist: Gewinne werden bei immer weniger Menschen konzentriert.
Wir kaufen uns jetzt übrigens einen Staubsaugerroboter. Er sieht aus wie ein großer Eishockeypuck. Etwas Angst habe ich, weil wir einen Hund haben. Was, wenn er in den Staubsaugerroboter beißt? Kann er davon einen Stromschlag bekommen? Glücklicherweise, das sei am Ende gesagt, haben wir keine Ziege.
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