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Stichwahl entscheidet

OB-Wahl in Frankfurt/Main: Peter Feldmann (SPD) scheitert nur knapp an absoluter Mehrheit

„Die Nähe der Menschen zu uns ist gewachsen“

Peter Feldmann, amtierender OB

Von Christoph Schmidt-Lunau

Peter Feldmann, SPD, geht in zwei Wochen als ­Favorit in die OB-Stichwahl in Frankfurt am Main. Im ersten Wahlgang erreichte der amtierende Oberbürgermeister 46 Prozent der Stimmen. Mit schwachen 25,4 Prozent liegt seine Mitbewerberin, Bernadette Weyland, CDU, deutlich hinter ihm.

Für die Frankfurter CDU, die in der Stadt seit Jahrzehnten die stärkste Fraktion im Stadtparlament stellt, ist das Ergebnis eine herbe Enttäuschung. Anders als Weyland erreichten weder die Kandidatin der Grünen, Nargess Eskandari-Grünberg (9,3 Prozent), noch die der Linken, ­Janine Wissler (8,8 Prozent), den zweiten Wahlgang.

Die FDP freute sich über die Niederlage des früheren Ordnungsdezernenten der Stadt, Volker Stein. Mit 5,9 Prozent blieb er deutlich hinter seinen eigenen Erwartungen. Stein, seit Jahrzehnten FDP-Mitglied, war als unabhängiger Kandidat angetreten, gegen das Votum und ohne Unterstützung seiner Partei. Im Wahlkampf hatte er gegen „Nafris“ (Polizeijargon für „Nordafrikanische Intensiv-Straftäter“) und „steuerlich subventionierte Stadtstrolche“ polemisiert. Auch CDU, SPD, Grüne und Linke bewerteten Steins Niederlage als Absage an den Rechtspopulismus.

Das Lächeln, das führende CDU-PolitikerInnen der Stadt im Frankfurter Römer trotz der für sie düsteren Zahlen zeigten, wirkte gequält. „Im zweiten Wahlgang werden die Karten neu gemischt“, machte Wissenschaftsminister Boris Rhein den Seinen Mut. Er hatte als OB-Kandidat der Frankfurter CDU vor sechs Jahren im ersten Wahlgang noch vorne gelegen, in der entscheidenden zweiten Runde jedoch gegen Feldmann verloren. Rhein und Feldmann hatten damals allerdings nur 6 Prozent auseinander gelegen.

Wahlsieger Feldmann begab sich am späten Abend in dass traditionsreiche SPD-Parteihaus an der Fischerfeldstraße, das so oft ein Ort der Trauer nach verlorenen Wahlen war. Feldmann, der 1,70-Meter-Mann, stieg auf einen Stuhl, um sich im ausgelassenen Jubel seiner GenossInnen Gehör zu verschaffen. Er forderte einen intensiven Endspurt. „Die Sache ist noch nicht gelaufen“, rief er und erinnerte an die Themen seiner erfolgreichen Kampagne: „Niedrigere Tarife im öffentlichen Personennahverkehr, Mietstopp bei den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, kostenfreie Kita-Plätze von Anfang an!“

Bis zuletzt hatte der amtierende Oberbürgermeister in den Stadtbezirken Hausbesuche gemacht und Menschen auf der Straße angesprochen. „Früher haben wir auch bei klirrender Kälte Sonnenschirme aufgestellt und uns häufig wie die Verkäufer des Wachtturms (die Publikation der Zeugen Jehovas, Anm. d. Red.) gefühlt“, sagte Feldmann. „Die Nähe der Menschen zu uns ist gewachsen“, stellte der linke Sozialdemokrat fest, der trotz des Negativtrends der Bundes-SPD punkten konnte.

Noch in der Nacht zogen Feldmann und seine vorwiegend jungen HelferInnen durch die Stadt und hängten in klirrender Kälte die ersten vorbereiteten Plakate für den zweiten Wahlgang auf.

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