Umbau mit Verspätung

Der heruntergekommene Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg soll erst ab 2021 saniert werden. Der Fußball wird profitieren. Das Stadion soll als Stützpunkt des Behindertensports barrierefrei werden. Nur der Leichtathletik-Verband ist verunsichert

Es werden noch ein paar Winter kommen und gehen, bis der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark umgebaut wird Foto: Eibner-Presse­foto/picture alliance

Von Alina Schwermer

Erst mal wird alles länger dauern. Aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage des sportpolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Stephan Standfuß, ging kürzlich hervor, dass der traditionsreiche und einigermaßen heruntergekommene Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark nicht ab 2020, sondern erst ab 2021 umgebaut werden soll. „Ein vorgezogener Baubeginn ist aufgrund notwendiger Planungsschritte und fehlender Vorarbeiten in der vorangegangenen Legislaturperiode nicht möglich“, erklärte Sportstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) in seiner Stellungnahme an den CDU-Abgeordneten.

Es darf also wieder gewartet werden auf die überfällige Komplettüberholung der alten Sportstätte in Prenzlauer Berg. Und auf große Entscheidungen, die da kommen. Denn nach jahrelangem Dasein als Warteschleifenprojekt ist der Jahnsportpark unversehens Teil der großen Berliner Stadion-Diskussion geworden, im Geschacher um unterschiedliche Interessen zwischen Hertha BSC und der Leichtathletik – und der neuen alten Frage: Ob Fußball zu mächtig ist.

Ambitionierte Idee

Umgebaut werden soll der baufällige Jahnsportpark schon lange, die erste Machbarkeitsstudie stammt von 2015. Schon da wurde vorgeschlagen, den Park zu einem Stützpunkt des Behindertensports zu entwickeln, mit größtmöglicher Barrierefreiheit für Sportler und Zuschauer. Weiterhin ist das die Hauptidee für das Stadion – einen „Leuchtturm für den inklusiven Sport“ nannte Sportstaatssekretär Gaebler es kürzlich. Eine ambitionierte und sinnige Idee.

Seit vergangenem Frühjahr, seit also Hertha BSC mit seinen Plänen eines reinen Fußballstadions um die Ecke kam, in dem kein Platz mehr für Tartanbahnen sein sollte, hat der Jahnsportpark dann noch eine neue Dimension bekommen. Als, nun ja, potenzieller Abschiebeort für Leichtathletik-Großveranstaltungen.

Denn Hertha will keine lästigen Laufbahnen mehr. Da schien es naheliegend, gleich die ganzen Leichtathleten mit umzusiedeln. Und so kündigte Sportsenator Andreas Geisel im Juni 2017 an, den Athleten stattdessen im Jahnsportpark eine „perfekte 20.000-Mann-Arena“ zu schaffen.

Auf Müller bauen

Der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV), der um sein Internationales Stadionfest (Istaf) und potenzielle EM-Ausrichtungen fürchtete, trat medial lautstark dagegen auf. Sogar ein Bürgerbegehren warf BLV-Präsident Gerhard Janetzky in die Runde. Mittlerweile ist Janetzky friedlicher geworden. „Ich vertraue auf das Wort des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller beim Istaf“, sagt er.

Der Leichtathletik-Verband, der ein wenig zu spät realisierte, was ein Umbau des Olympiastadions bedeuten würde, hat in der Debatte wieder Halt gewonnen. „Die Leichtathletik gehört zu Berlin. Sie wird in diesem Stadion bleiben. Sie wird auch in den nächsten Jahrzehnten hier zu finden sein“, sagte Müller im Rahmen des Istaf 2017. Seitdem hat er zumindest nichts Gegenteiliges behauptet. Allerdings ist dieser Satz im Rahmen der Kleinen Anfrage zum Jahnsportpark auch nicht wieder aufgetaucht, was die Leichtathleten nun wiederum eher beunruhigt. „Den Satz hätte ich gerne nochmal gelesen“, so Janetzky. „Jetzt bin ich wieder ein bisschen auf Hab­acht-Stellung.“

Ende April wollen Hertha und der Senat sich konkreter zu den beiden Optionen Neubau und Olympiastadion-Umbau äußern; die Leichtathletik-Vertreter sitzen nicht mit am Tisch. Die Gerüchte, ob nun ein Umbau oder Neubau oder Altbau kommt, wechselten zuletzt monatlich. Janetzkys Gerüchteküche, so sagt er der taz, rede von einem Neubau; da spreche ja auch „von der Logik her eine ganze Menge dafür“. Vor allem freilich aus der Logik der Leichtathleten, die sich dann um abgesenkte oder abgerissene Tartanbahnen keine Sorgen mehr machen müssten. Und nicht um den Jahnsportpark als neue Istaf-Stätte.

Mit dessen Umbau jedenfalls sollte, das hat die Politik mittlerweile realisiert, so oder so nicht mehr allzu lange gewartet werden: 2019 läuft die Betriebserlaubnis aus. „Der Handlungsbedarf besteht unabhängig von aktuellen Überlegungen zum Olympiastadion“, so Christian Gaebler. Auch die CDU drängt auf Pünktlichkeit. „Berlin braucht dringend dieses moderne Sportstadion, gerade auch für die Leichtathletik“, sagte Stephan Standfuß. Geplant ist ein Umbau des Stadions für 110 Millionen Euro, durch den die Sportanlagen völlig barrierefrei sein sollen. Für weitere 60 Millionen soll die Infrastruktur saniert werden.

Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ist eine Sportanlage in Prenzlauer Berg, die 1952 eröffnet und mehrfach renoviert wurde. Aktuell fasst das Stadion 19.000 Zuschauer. Genutzt wird es unter anderem vom BFC Dynamo, dem Football-Verein Berlin Adler und den Leichtathleten. Namhafte Großveranstaltungen sind etwa das Finale des Berliner Landespokals, der German Bowl und Deutsche Meisterschaften der Leichtathletik. Auch die Para-Leichtathletik-EM 2018 findet im Jahnsportpark statt.

Der Umbau soll nach aktuellem Stand 2021 beginnen und 2024 abgeschlossen sein. Der Jahnsportpark soll ein Zentrum für den Behindertensport mit völlig barrierefreien Sportanlagen werden. Außerdem wird das Stadion die Anforderungen für die Dritte Liga und die zweite Fußball-Bundesliga erfüllen. Es sind Kosten von insgesamt 170 Millionen Euro veranschlagt. (asc)

Der Jahnsportpark wird laut Plan eine völlig neue Tribüne und zwei Sporthallen bekommen, außerdem Räume für Vereine, eine neue Tennisanlage und ein neues Parkhaus. Auch ein Dach soll die Arena haben, vor allem zum Schutz von Athleten mit Behinderung.

Pläne endlich konkreter

Mit den Umbauplänen ist BLV-Präsident Janetzky recht zufrieden, mit der Verzögerung nicht so sehr – wegen des paralympischen Sports, der dringend eine Heimat suche, und auch, weil es für die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaften in Berlin kaum Alternativen gebe. „Ich habe immer noch nicht den Eindruck, dass sie den Umbau ernsthaft genug angehen.“

Allerdings sind jetzt die Pläne dann doch deutlich konkreter geworden. Bis 2023/24 soll der Umbau laut Antwort auf die Kleine Anfrage fertig sein. Im Moment wird der Jahnsportpark von Fußball, Football und Leichtathletik genutzt. Fußball und Football sollen während des Umbaus weiter betrieben werden, die Leichtathleten aber werden sich Alternativen suchen müssen.

Das betrifft vor allem Meisterschaften, aber auch Events des Breitensports wie „Jugend trainiert für Olympia“. Die Verteilung von Alternativorten läuft über die Bezirksämter, wo es reichlich Konkurrenz der Sportarten gibt. Vor allem natürlich durch den Fußball. Die Leichtathletik-Großveranstaltungen jedenfalls müssen während der Umbauzeit wohl sicher im Olympiastadion stattfinden. Was zumindest einen gleichzeitigen Hertha-Umbau ziemlich verhindert.