das portrait: Im Zweierbob ist Francesco Friedrich unter Druck
„Raceday!!!“, hat Francesco Friedrich am Sonntag auf seiner Facebookseite vermeldet. „Ab 12:05 Uhr geht es los, drückt uns die Daumen!!!“ Ein Zwischenergebnis für das Projekt Olympia des Bobpiloten liegt am heutigen Montag vor. Entweder mit Zweierbob-Medaille oder ohne. Für die Medaille spricht, dass der 27-jährige Polizist aus Sachsen vierfacher Weltmeister ist – hinzu kommen noch drei WM-Titel im Viererbob.
Dagegen spricht aber auch einiges: Nur rumpelnd kamen Friedrich und sein Anschieber Thorsten Margis in die Saison 2017/18. Und Sotschi: Vor vier Jahren hatte nämlich bei den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi kein deutscher Bob eine Medaille geholt – weder im Zweier noch im Vierer. Friedrich kam nie in Schwung und wurde nur Zehnter.
Dabei gilt doch Bob, ähnlich wie Rodeln, als deutsche Domäne. „Nach den schlechten Ergebnissen bei den letzten Olympischen Spielen fällt es nicht schwer, sich zu motivieren“, hat Friedrich vor Olympia zwar gesagt und hinzugefügt, er und sein „Bobteam Friedrich“ wüssten nun „noch genauer, was wir trainieren müssen, um richtig schnell zu werden“.
Insgesamt sieben Mal war Friedrich Weltmeister, doch er weiß: Wenn olympisches Metall in einer Sportart, die nur zu Olympiazeiten mediale Aufmerksamkeit erfährt, fehlt, fehlt seiner Karriere fast alles. Nach Sotschi hatte Friedrich von einem „Debakel“ gesprochen, und der Bob- und Schlittenverband Deutschland (BSD) war arg unter Druck gekommen. Vor den aktuellen Spielen kaufte der BSD für 330.000 Euro neue Bobs. Und zwar interessanterweise von zwei unterschiedlichen und miteinander konkurrierenden Bobherstellern: einem österreichischen Anbieter und der traditionellen Lieferstätte für deutsche Bobs, dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin.
Dass der gewagte Befreiungseinkauf gelingt, müssen Friedrich und die anderen deutschen Bobfahrer nun beweisen: Pilot Nico Walther mit Anschieber Christian Poser liegen nach den ersten beiden Läufen knapp vor dem Kanadier Justin Kripps. Johannes Lochner mit Christopher Weber belegen bislang Platz drei, und für Francesco Friedrich/Thorsten Markis hat sich als Fünftplatzierte nicht viel geändert: Medaille ist möglich, Nichtmedaille aber auch.
Martin Krauß
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