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Wilhelmsburg ist keine Insel

Die Hamburg Towers entlassen erstmals in ihrer jungen Vereinsgeschichte einen Trainer. Unter dem Gründungs-Trainer Hamed Attatrbashi war das Ziel Erstliga-Aufstieg in allzu weite Ferne gerückt

Von Christian Görtzen

Irgendwann ist der Punkt erreicht, da ist dann kein Raum mehr für Romantik. Beim Basketball-Zweitligisten Hamburg Towers war das drei Tage vor dem Valentinstag der Fall. Der junge Verein beurlaubte Coach Hamed Attarbashi. Durch diesen Schritt war es geschehen um das schmucke Etikett, dass die „Türme“ noch nie ihren Trainer entlassen haben.

Dank einer Wildcard durften die 2013 gegründeten Towers in der Saison 2014/15 in der ProA, der zweithöchsten Liga in Deutschland, antreten – und seitdem hatte der gebürtige Hamburger Attarbashi die Korbjäger von der Elbinsel Wilhelmsburg angetrieben. Schluss, aus und vorbei. Die Bilanz von neun Niederlagen aus den vergangenen zehn Partien ließ Geschäftsführer Marvin Willoughby handeln. Nach dem 73:78 gegen das zuvor auswärts sieglose Ehingen musste Attarbashi gehen, sein bisheriger Assistent Benka Barloschky rückte auf.

Der 30 Jahre alte gebürtige Bremer soll bis auf Weiteres mit Co-Trainer Thore Pinkepank das Team betreuen, das auf Rang zehn abgerutscht ist. Das Debüt des Trainerduos verlief bitter. Beim Play-off-Konkurrenten Gladiators Trier verloren die „Türme“ am Sonnabend in letzter Sekunde mit 83:84.

„Das war eine extrem unglückliche Niederlage. Allerdings habe ich vor dem Spiel gesagt, dass ich mit einem Lächeln in den Bus einsteigen werde, wenn wir alles gegeben haben. Das kann ich jetzt machen, was mich stolz auf die Mannschaft macht“, kommentierte Barloschky.

Willoughby hatte schon vor dem Spiel in Trier davon gesprochen, dass noch nichts verloren sei. „Im Nachhinein lässt es sich leicht sagen, dass wir vielleicht zu lange an Attarbashi festgehalten haben“, sagte er. „Aber wir haben an ihn geglaubt. Zunächst haben wir Spieler verpflichtet, um die Qualität zu steigern. Aufgrund aber der Art und Weise, wie gespielt wurde, mussten wir handeln. Zu viele Spieler erreichten nicht mehr die 100 Prozent ihres Leistungsvermögens“, sagte der 40-Jährige, der den Aufstieg noch immer für möglich hält.

„Wir wollen weiterhin nach oben, das Ziel ist die Bundesliga. Es bricht jedoch auch nichts zusammen, wenn es in dieser Saison noch nichts wird“, sagte Willoughby. Er weiß aber auch: Es muss vorangehen, wenn man in Hamburg auch künftig Sponsoren auf sich aufmerksam machen will. Wird es nicht in absehbarer Zeit etwas mit dem Sprung nach oben, wird es heißen, dass die Towers feststecken in der Zweitklassigkeit.

„Wir sind mit den Hamburg Towers auf der einen Seite ein Sozialprojekt mit den Basketball-AGs an vielen Grundschulen. Für die Kinder wäre es nicht entscheidend, ob wir in die Bundesliga aufsteigen oder nicht“, sagte Willoughby. „Aber für die Talente in unserem Verein ist es schon wichtig. Das sind Leistungssportler, die wollen das beste Produkt. Und das ist auch bei mir so. Die Bundesliga ist der Wunsch, den wir haben.“

Sehr schwer wird das in dieser Serie: Sieben Spiele bleiben für das Erreichen der Play-offs. Und sollte die erste Erfolgsserie gelingen, bräuchte es gleich eine weitere in der K.-o.-Runde.

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