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Komm, komm, Kommunismus

„Fördern, ohne zu fordern“, zu dem Dokumentarfilm „Free Lunch Society“, taz vom 2. 2. 18

„Komm, komm, Grundeinkommen“ lautet der deutsche Titel eines Films, den man getrost als esoterisch abgedreht ignorieren könnte, hätte er nicht ein so grundernstes Problem unserer wirtschaftlich so reichen Gesellschaft – wie Reichtum und Armut – zum Thema. Denn leider kommt der Film mit teils schönen Worten und suggestiven Bildern arg verkünstelt und zurechtgebastelt daher und könnte den vorzeitigen Tod der durchaus gutgemeinten Idee des Grundeinkommens bedeuten.

Dass die Unterschichtler und die prekarisierten Mittelschichtler ein Grundeinkommen haben sollen und brauchen, um an den „Rundumerzeugnissen“ der Gesellschaft nicht nur durch Minimalkonsum fürs „nackte“ Überleben beteiligt zu sein, sondern darüber hinaus vom viel gepriesenen „guten Leben“ auch was abbekommen zu können, das steht doch außer Frage. Aber so lange, wie mit dem denkverlorenen Begriff „bedingungslos“ hausieren gegangen wird (wofür braucht eigentlich der Milliardär Götz Werner ein bedingungsloses Grundeinkommen?), so lange können doch die Ärmeren sich zu Recht mehr veräppelt als ernst genommen fühlen!

Und wenn den Apologeten aus der Schweizer BGE-Garde vermutlich die Argumente derart ausgegangen sind, dass sie, als „soziales Kunstwerk“ verbrämt, ein modernes „Tanz ums Goldene Kalb“-Spektakel glauben aufführen zu müssen, dann bleibt für ebendiese Postfortschrittlichen der direkten Demokratie noch reichlich genug an der gesellschaftlichen Basis zu tun; siehe das magere Volksabstimmungsergebnis von circa 10,7 Prozent Ja-Stimmen fürs BGE bezogen auf alle Wahlberechtigten der Schweiz im Jahr 2016.

Zwei Beispiele aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, den USA, mit denen der Film versucht, Befürworter zu gewinnen, seien hier noch lobend erwähnt. Dass Martin Luther King einst in einer seiner öffentlichen Reden ein garantiertes Grundeinkommen forderte, kann man in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts durchaus – knapp 100 Jahre nach der offiziellen Sklavenbefreiung – auch als höchst berechtigte Wiedergutmachungsforderung auffassen; und die Arbeiter von Walmart, die von der superreichen Besitzerfamilie an den Gewinnen jenseits ihres 1-Milliarden-Vermögens sich berechtigt erachten, beteiligt zu sein, könnten doch für unseren größten Drogeriemarktbetreiber in Europa, Götz Werner, Anstoß sein, seinen Abertausenden Mitarbeitern das bedingungslose Grundeinkommen in gebührender Höhe bedingungslos am Anfang eines jeden Monats auszuzahlen! Dann würde der Hohe Priester der bundesdeutschen Grundeinkommensbewegung endlich seinen unzähligen Beschwörungspredigten Taten folgen lassen und den nach Empirie Lechzenden Anschauung ermöglichen, ob es denn überhaupt so, und wenn nicht, wie denn sonst, klappen könnte. Bis es so weit ist, dichte ich mir eben den deutschen Filmtext so um: „Komm, komm, Kommunismus!“ Joachim Lobewein, Seehausen am Staffelsee

Tolle @Tom-Karikatur

@Tom-Touché, taz vom 7. 2. 18

Volltreffer! Tolle Karikatur zum Thema Feinstaub. Ich arbeite in Stuttgart, wo wir seit mindestens 30 Jahren diesem Übel ausgesetzt sind. Es tut sich aber tatsächlich was zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für uns städtische Mitarbeiter. Wir dürfen etwa 19 Tage im Feinstaubjahr zu Hause bleiben (per Zeitausgleich). Das geht doch schon mal sehr in die richtige Richtung. Ulrich Bartenbach, Karlsruhe