Ralf Pauli über die Zukunft der katalanischen Separatisten
: Eine aussichtslose Sache

Es ist der Martin-Schulz-Moment der katalanischen Separatisten. So unverhohlen, wie der gescheiterte SPD-Kanzlerkandidat nach der Bundestagswahl dem Spiegel sein Herz öffnete („Vielleicht bin ich auch der falsche Kandidat“), so resigniert hört sich jetzt der abgesetzte katalanische Ministerpräsident Carles Puigdemont an. „Geopfert“ fühle er sich, sagte er am Dienstag, nachdem ihn das katalanische Parlament nicht wie vereinbart zum neuen alten Regionalpräsidenten gemacht hatte. Seine Prognose ist nicht minder düster: Die „letzten Tage der katalanischen Republik“ seien gezählt.

Und tatsächlich sieht es ganz danach aus: Ein Teil der Bewegung ist ihm, dem strahlenden Frontmann des katalanischen Unabhängigkeitskampfes, in den Rücken gefallen und spricht sogar offen davon, ihn „zu opfern“. Die spanische Justiz wiederum meint es ernst, heimischen Boden kann er nicht betreten. Und einen EU-Haftbefehl will Madrid angeblich noch diesen Frühling erlassen. Die Lage für Puigdemont ist so verzweifelt wie die Aktionen, mit denen er sich diese Lage selbst eingebrockt hat.

Denn Puigdemont konnte nicht ernsthaft glauben, dass die spanische Regierung sich von ihm blamieren lassen und nicht mit aller Macht gegen die einseitig ausgerufene Unabhängigkeit Barcelonas vorgehen würde. Oder dass der Staat auf den katalanischen Reichtum verzichten und zu weiteren Abspaltungen regelrecht ermuntern würde: Baskenland und Galizien. Oder dass sich der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy versöhnlich ihm gegenüber zeigen würde, der der Staatsgewalt – nicht ganz zu Unrecht – Repression vorwirft.

Puigdemont wird als Mann in die Geschichte eingehen, der sich als Politiker für eine aussichtslose Sache opferte. Das mag man ihm als Mut anrechnen – oder als Hochmut vorwerfen. Fakt ist: Mit ihm an der Spitze ist eine Unabhängigkeit nicht zu erreichen. Das einzusehen ist bitter für Puigdemont, aber notwendig für Katalonien. Nicht nur, um schnell zur Normalität zurückzukehren. Sondern auch, um möglicherweise eines Tages Madrid zum Einlenken zu bewegen.

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