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das portraitDer Geschäftsmann Niki Lauda will wieder Herr im eigenen Haus sein

Foto: Georg Hochmuth/dpa

„Ich hab ja nichts zu verschenken.“ In einem Werbespot für eine Online-Bank spielt Niki Lauda mit seinem Image als Geizhals. Der Industriellensohn aus Wien hat den Ruf des beinharten Geschäftsmanns, der nicht nur bei Angestellten, sondern auch bei sich selbst spart. Schon als Formel-1-Weltmeister dachte er nicht daran, weitere Titel einzuheimsen, wie es manche Kollegen tun. Vielmehr kündigte er auf dem Höhepunkt seiner Karriere an, er werde nicht mehr lange „im Kreis fahren“. Sein Nahtoderlebnis am 1. August 1976, als er am Nürburgring aus seinem brennenden Ferrari geholt wurde, dürfte das beschleunigt haben.

Er verließ das Renncockpit, machte den Pilotenschein und erwarb 1979 das Bedarfsflugunternehmen Alpair mit zwei gebrauchten Fokker-F-27-Propellermaschinen und taufte es um: auf Lauda Air. Um den unrentablen Betrieb zu bewerben, kehrte er 1982 in den Rennzirkus zurück – dennoch musste er 1983 den Flugbetrieb einstellen. Aber 1986 startete er erneut mit Lauda Air durch und wagte sich gleich auf Langstrecken: Bangkok, Hongkong, Sydney. Markenzeichen war der Bordservice des Edelcaterers Attila Doğudan. Es lief zunächst gut: 1990 erhielt Lauda Air die weltweite Linienkonzession, es folgte der Börsengang. Eine Lufthansa-Tochter erwarb 25 Prozent der Anteile.

Das nächste große Unglück ereilte Lauda dann am 26. Mai 1991, als eine Boeing 767 beim Flug Hongkong–Wien mit 223 Menschen über Thailand abstürzte. Schuld war ein Konstruktionsfehler, der zur Schubumkehr bei einem Triebwerk geführt hatte. Auch rückblickend bleibt das die schwärzeste Stunde im Leben des Niki Lauda, und ganz gewiss im Leben des Unternehmers Lauda.

Ein Jahr später begann er eine Kooperation mit den Austrian Airlines (AUA), die nach und nach ihre Anteile bis zur Komplettübernahme des Konkurrenten erhöhten: Niki Lauda wurde ausgebootet. Es sei naiv gewesen zu glauben, so Lauda später, „dass man mit Schwarz-Weiß-Denken und einer besser strukturierten Lauda Air auch die langsame AUA auf Trab bringen kann“. Das politische Netzwerk der AUA habe er falsch eingeschätzt. 2003 folgte mit dem Ferienflieger Flyniki, der dann in NIKI umbenannt wurde, die nächste Airline-Gründung. Gelegentlich setzte er sich auch selbst ins Cockpit und steuerte seine Maschinen nach Mallorca, Teneriffa oder Berlin. Als Partner holte er sich Air Berlin, die zunächst 49,9 Prozent mit der Option auf die Totalübernahme erwarb. Das passierte im November 2011. Lauda war wieder einmal eine Fluggesellschaft los. 2016 wiederum übernahm er das Wiener Bedarfsflugunternehmen Amira Air, das heute Lauda Motion heißt. Mit ihren 15 Businessjets fliegt die Linie für eine betuchtere Klientel.

Mit 68 Jahren vollzieht er nun also einen weiteren Neustart – mit NIKI, die jetzt Lauda Motion heißen wird. Man darf gespannt sein, wie lange Lauda diesmal Herr im Haus sein wird. Thomas Cook beziehungsweise Condor sind ja schon Mitbewohner. (Lesen Sie mehr dazu auf S. 8) Ralf Leonhard

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