draufgetreten
: Am Steuer zur Geisterstunde

Von einem Déjà-vu spricht man – höchstwahrscheinlich nach Émile Boirac (1851–1917) – bei dem Gefühl, eine Situation schon einmal erlebt, aber nicht bloß geträumt zu haben. Es war nun aber auch wenig traumhaft an der verkehrspolitischen Diskussion, die in dieser Woche in dieser Stadt in Szene gesetzt wurde. Das Thema: Tempo 30 auf einer Handvoll Hauptstraßen – und auch das nur bei Nacht. Die Maßnahme zu testen, hatte der rot-grüne Senat schon vor ziemlich genau einem Jahr beschlossen; nun einigten sich diverse beteiligte Behörden auf zehn Straßenabschnitte.

Merkwürdig aufgewärmt wirkten denn auch all die diversen Wortmeldungen, sei es das Murren des Christdemokraten Dennis Thering über den „schweren Schaden“ für Hamburgs Mobilität, sei es jenes gegenläufige der Linken Heike Sudmann, das alles sei noch viel zu wenig, um wirklich Lärm zu reduzieren – und was, zum Teufel, ist noch gleich „Flüsterasphalt“?

Der eingangs erwähnte Boirac war übrigens nicht nur Philosoph und ein Streiter für die Universalsprache Esperanto. Nein, er interessierte sich auch für Parapsychologie, beschwor etwa im Buch „La psychologie inconnue“ die „Realität von Phänomenen, deren physische und physiologische Bedingungen im Gegensatz zur naturwissenschaftlichen Ordnung der Dinge stehen“ – vielleicht käme dem Mann da auch das Hamburger Diskussiönchen ums nächtliche Aufs-Gas-Treten vor wie ein Wiedergänger? Achtung – Gespenster am Steuer! Alexander Diehl