das portrait: Bürgermeister Andreas Wagnerlegt Wert auf Freizeit
Mehr als ein Drittel des Jahres 2017 habe Andreas Wagner in Urlaub verbracht. Weihnachtsurlaub, Osterferien, Radtouren, Sommerferien, Wehrübungen und Herbstferien ergäben zusammen etwa 18 Urlaubswochen für den Oberbürgermeister von Wilhelmshaven, so die Nord-West-Zeitung. Hinzu kämen noch spontane Home-Office-Tage.
Wagner (CDU) ist 1968 in München geboren, er ist Kaufmann und Fregattenkapitän der Reserve. Seit 2009 engagiert er sich in der CDU, 2011 wurde er zum Bürgermeister in der SPD-Hochburg Wilhelmshaven gewählt.
Entgegen des Eindrucks, den seine Urlaubsbilanz vermittelt, ist Wagner sehr aktiv. Im Dezember legte er in einer Ratssitzung eine Liste mit 26 dienstlichen Nebentätigkeiten vor. Er ist unter anderem als Aufsichtsratsvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und des städtischen Klinikums tätig sowie als Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse. Das ist sehr zeitaufwendig: 1.200 Stunden im Jahr sollen ihn seine Nebentätigkeiten kosten, hat die Nord-West-Zeitung errechnet. Logisch also, dass er so viel Urlaub nehmen muss. Wagner dementierte die Vorwürfe über seine Pressesprecherin Julia Muth: „Der Oberbürgermeister hält sich an seinen Urlaubsanspruch von 30 Tagen plus einem freien Extra-Tag“, sagte sie.
Nähere Auskünfte könne Wagner im nichtöffentlichen Teil der nächsten Sitzung geben, so Muth. Die SPD will aber nicht so lange warten und fordert eine Sondersitzung. „Der OB hätte die Vorwürfe längst aufklären müssen, um Schaden von der Stadt und dem Amt abzuwenden“, sagte Fraktionschef Howard Jacques.
Es ist nicht das erste Mal, dass Wagner sich rechtfertigen muss. Die Oldenburger Staatsanwaltschaft hat ihn und andere im Verdacht, bei der Fusion zweier Krankenhäuser 2014 öffentliche Gelder veruntreut zu haben. Im Raum steht eine vermutete Schadenshöhe von mehr als zehn Millionen Euro. Im Jahr 2016 veranlasste die Staatsanwaltschaft deshalb neun Hausdurchsuchungen. Adèle Cailleteau
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