Personalie beim „Spiegel“: Weniger SPD, mehr Reporter

Im Hauptstadtbüro des „Spiegel“ wurde es im vergangenen Jahr einsam: Fünf Mitarbeiter gingen in kurzer Zeit. Jetzt kommt ein Ex-Kollege zurück.

ein roter Luftballon auf dem Boden - mit der Aufschrift „Schulz 2017“

Einige in der Redaktion haben das Gefühl, dass die SPD kritischer angefasst wird als die Union Foto: dpa

Christoph Hickmann kehrt dahin zurück, wo er hergekommen ist. Beziehungsweise: dahin wo er herkam, bevor er herkam, wo er herkam. Zum 1. April wechselt er von der Süddeutschen Zeitung zum Spiegel.

Eigentlich ist Hickmann ein SZ-Gewächs. Dort volontierte er und arbeitete anschließend im Frankfurter Büro. 2009 ging er als Redakteur für die SPD ins Spiegel-Hauptstadtbüro, blieb drei Jahre und kehrte zurück zur SZ, wieder für die SPD. Nun wechselt er wieder ins Hauptstadtbüro des Spiegel. Dort soll er aber nicht die SPD übernehmen, sondern kommt als Generalist. Er wird einer von vier Reportern bei „Deutschland Eins“, dem Ressort für Parteipolitik und den Bundestag.

Dabei könnte er im Berliner D1-Büro eine Lücke füllen, die seit Monaten klafft. Fünf Leute haben im vergangenen Sommer das Büro verlassen, drei davon waren SPD-Berichterstatter: Horand Knaup ging in den Vorruhestand, Gordon Repinski, der frisch aus Washington zurück war, wurde Chef des Hauptstadtbüros vom Redaktionsnetzwerk Deutschland, Sven Böll ging kurz in die PR und leitet mittlerweile das Hauptstadtbüro der Wirtschaftswoche.

Zufall, dass alle drei SPD-Beobachter auf einmal gingen? Ja, heißt es aus Redaktionskreisen. Aber einige in der Redaktion haben das Gefühl, dass die SPD härter und kritischer angefasst wird als die Union. Das kann auch der Leser immer wieder vermuten: Während die Union fast nur von den zuständigen Fachredakteuren kommentiert wird, fühlen sich bei der SPD viele berufen, ihre Meinung ins Blatt zu schreiben.

Ausschlaggebender für den Weggang der Kollegen dürften aber andere Gründe gewesen sein. Das Leitungstrio des Berliner Büros, René Pfister und Michael Sauga mit ihrer Stellvertreterin Christiane Hoffmann, gelten als nicht besonders führungsstark. Eine Mitarbeiterbefragung im Jahr 2015 attestierte ihnen Führungsschwäche. Das sei auch, heißt es aus der Redaktion, bei Ressorttreffen wiederholt angesprochen worden. Geändert habe sich dadurch nichts.

Aus den übergangsweise drei SPD-Reportern im Hauptstadtbüro wurde übrigens nur noch einer: Veit Medick, vorher Washington-Korrespondent von Spiegel Online berichtet seit Herbst über die Partei. Vielleicht ändert Hickmann ja auch nochmal sein Profil, und nähert sich wieder der SPD an. Denn dass sich Reporter-Sein und eine intensive Begleitung der Sozialdemokraten nicht ausschließen, hat ja zuletzt Markus Feldenkirchen mit seiner „Schulz-Story“ gezeigt.

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