5 dinge, die wir dieses jahr gelernt haben
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1 Wer nicht fragt, bleibt unverheiratet

Ende Juni saß Kanzlerin Angela Merkel auf einem Podium der Brigitte. Im Publikum: der 28-jährige Ulli Köppe, bekennender Merkel-Fan. Er fragte Merkel, wann er endlich seinen Freund Ehemann nennen dürfe. Sie antwortete, gewohnt verschwurbelt, etwas von „Gewissensentscheidung“. Die SPD entdeckte für wenige Tage einen „Wahlkampfmodus“ und erzwang noch in derselben Woche eine Abstimmung im Bundestag, ohne Fraktionszwang. Ein offener Koalitionsbruch, der schließlich zur „Ehe für alle“ in Deutschland führte. Merkel selbst stimmte übrigens dagegen. „Ich mag sie trotzdem“, sagte Ulli Köppe nach der Abstimmung.

2 Der Kapitalismus kann immer noch bizarrer werden

5.000 Dollar? 12.000? Oder doch nur 10.000? Wie viel ein Bitcoin gerade kostet, weiß niemand so genau. 2017 war das Jahr, in dem der Bitcoin endgültig von einer libertären Hacker-Utopie (einer Währung ohne Zentralaufsicht!) zum Gaga-Spekulationsobjekt mutierte. Der Gesamtstromverbrauch der Kryptowährung lag in der Größenordnung Dänemarks – Tendenz hart steigend. Bis die Blase platzt.

3 Bundespräsidenten haben Macht

Grinsen, Winken, Reisen, Verdienstkreuze verleihen und Weihnachtsansprachen halten, diese fünf Skills brauchte man bisher als Bundespräsident. Doch dann ließ die FDP im November die Koalitionsverhandlungen vor die Wand fahren, die SPD wollte auch nicht regieren und auf einmal merkten die Menschen: Huch, nur der Präsident kann den Bundestag auflösen und Neuwahlen ausrufen. Dazu hatte der aktuelle, Frank-Walter Steinmeier, aber keine Lust und lud stattdessen alle Parteien zum Rapport. Jetzt sondiert die SPD doch mit der Union. Und Steinmeier? Grinst vermutlich drüber.

4 Die schwarzen Kassen der CDU waren tieeeeeeef

Als Helmut Kohl im Juni starb, nahm er eins mit ins Grab: die Namen der „anonymen Parteispender“, denen er einst angeblich sein „Ehrenwort“ gab. Aber gab es diese Leute überhaupt? Oder sollten so bloß viel größere Schweinereien verdeckt werden? Das ergaben Recherchen, die im November in der ARD-Doku „Bimbes“ öffentlich gemacht wurden. Was wir dabei noch gelernt haben: Über die Toten bitte nicht „nur Gutes“, wirklich nicht.

5 Es gibt noch Hoffnung für politische Gefangene

Nicht einmal Donald Trump konnte die Haftentlassung von Chelsea Manning im Mai verhindern. Nächstes Jahr wünschen wir uns das Gleiche für Deniz Yücel. Und möglichst viele weitere. #FreeThemAll

Michael Brake, Paul Wrusch