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Ubers neue Konkurrenz aus China

Auch Didi Chuxing drängt auf den Weltmarkt – und buhlt um Milliardeninvestitionen

In Europa hat Didi in den estnischen Uber-Rivalen Taxify investiert

Von Felix Lee

Travis Kalanick hatte mal gesagt: „Wenn du Verkehrsdienstleistungen so zuverlässig machen willst wie Leitungswasser, kann man ein Fünftel der Weltbevölkerung nicht ignorieren.“ Nur wer in China erfolgreich sei, werde auch weltweit die Nummer eins. Viele Milliarden US-Dollar investierte der US-Fahrdienst in sein Geschäft im bevölkerungsreichsten Land der Welt.

Der frühere Uber-Chef hat recht behalten. Nur anders, als er es sich vorgestellt hatte: Das Uber-Geschäft in China hat der chi­nesische Konkurrent Didi Chuxing vor knapp zwei Jahren geschluckt. Experten sehen im chinesischen Start-up sogar mittlerweile eine ernste Konkurrenz für Uber. Der Grund: der riesige Heimatmarkt, die massive Expansionspolitik und die gute finanzielle Ausstattung.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat sich der chinesische Fahrdienst inzwischen eine riesige Kapitalspritze sichern können – laut Firmenangaben vier Milliarden US-Dollar. Der Wert des chinesischen Unternehmens steigt damit auf rund 56 Milliarden Dollar, nur vier Milliarden weniger als Uber aus San Francisco. Erst im April hatte Didi 5,5 Milliarden Dollar von Investoren erhalten.

Didi nannte keine Namen der Investoren. Laut Wall Street Journal soll der japanische Technologiekonzern Softbank dazugehören, ebenso das Emirat Abu Dhabi über seinen Staatsfonds Mubadala Capital. Auch Apple ist angeblich wieder mit dabei. Der iPhone-Konzern hatte bereits im vergangenen Jahr rund eine Milliarde Dollar in die Firma gesteckt. Der Grund: Peking unterstützt massiv die Entwicklung autonomer Autos, die ab 2020 auf Chinas Straßen unterwegs sein sollen. Ein Geschäftsfeld, das angeblich auch bei Apple eine wichtigere Rolle spielen soll.

Die Milliarden sollen in künstliche Intelligenz gesteckt werden, heißt es bei Didi. Bis zum Jahr 2020 will das Unternehmen eine Million Elektrofahrzeuge an sein Netzwerk anbinden, aktuell sind es laut Firmenangaben 250.000 Stück. Zudem will Didi expandieren. Angeblich ist 2018 Mexiko dran.

In Europa ist Didi längst vertreten – und hat in den estnischen Uber-Rivalen Taxify investiert. Taxify ist nach eigenen Angaben mit über 2,5 Millionen Nutzern „der am schnellsten wachsende Fahrdienstvermittler in Europa und Afrika“. Sein Dienst werde in 18 Ländern genutzt, darunter Ungarn, Rumänien, Südafrika und Kenia. Didi zählt weltweit mehr als 400 Millionen Kunden und ist damit der größte Konkurrent von Uber.

In China hatten sich Uber und Didi bereits eine heftige Schlacht geliefert. Mit Rabatten und Fahrersubventionen verbrannten beide Milliarden. 2016 gab der damalige Uber-Chef Kalanick auf und verkaufte sein Chinageschäfts an Didi.

Im Gegenzug erhielt Uber eine Beteiligung von 17 Prozent am Konkurrenten. Das meiste Geld nimmt allerdings der japanische Großinvestor Softbank in die Hand. Gründer und Chef Masayoshi Son hat einen Fonds von 100 Milliarden Dollar für Investitionen in Zukunftstechnologien zusammengetragen – und für zehn Milliarden Dollar auch 22 Prozent an Uber erworben.

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