„Ohne Ablenkung“

Schwarz-Weiß-Bilder und Blasmusik: Warum die Hamburger Bigband Tuten und Blasen zwischen den Jahren so gern im Kino spielt

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Axel Hennies, 66, arrangiert die Stummfilmmusik von Tuten und Blasen und dirigiert die Konzerte.

Interview Alexander Diehl

taz: Herr Hennies, seit wann begleiten Tuten und Blasen Stummfilme?

Axel Hennies: Filmkonzerte machen wir seit 1989, im Metropolis-Kino, aber auch überall sonst, wo man dazu die Möglichkeit hat. Die Kinos sind heute anders ausgestattet und sehr stark gedämpft in ihrer Akustik. Es gibt nur wenige, in denen man unplugged, also ohne Verstärkung spielen kann. Wir haben das auch schon in Kiel und Berlin gemacht. Das Weiteste war Mumbai und Hyderabad, vor drei Jahren ungefähr.

Wie haben denn die Band und das Kino überhaupt zusammengefunden?

Das war eine Idee von Cinegraph …

… dem Hamburgischen Centrum für Filmforschung.

Genau. Die machen jeden Herbst ihren Kongress, und relativ früh schon, ich glaube, beim zweiten oder dritten Kongress, kamen sie auf die Idee, ob wir nicht mit einem etwas größeren Orchester einen Film begleiten könnten. „Anders als die anderen“ hieß der damals, und das passte ja eigentlich auch ganz gut zu uns.

Und so ging es dann weiter?

Danach sind fast im Jahresrhythmus Filme dazugekommen, die Cinegraph vorgeschlagen hat. Irgendwann haben wir dann gesagt: Eigentlich ist es doch schade, so viel Arbeit zu investieren, und da haben wir dann zusätzlich die Weihnachtskonzerte ins Programm aufgenommen. Und die waren so erfolgreich, dass wir inzwischen drei Abende spielen müssen.

Worin besteht der Reiz?

Tuten und Blasen hat sozusagen auf der Straße angefangen, vor 40 Jahren. Was wir auch dann und wann wieder tun, wenn es Anlässe gibt, Demonstrationen und so. Da spielt man anders als in einem geschlossenen Raum. Uns hat das sehr gut gefallen: eine konzentrierte Atmosphäre, es ist dunkel, 80 oder 90 Minuten lang wird Musik gemacht, ohne Pause oder Ablenkung. Draußen muss man immer sehen, dass man auch wahrgenommen wird – hier kann man sich ein bisschen zurücknehmen.

Tuten und Blasen begleiten „Die Frauengasse von Algier“ (D 1927): 27., 28. und 29. 12., 20 Uhr, Hamburg, Metropolis