Die fast perfekte Freiburger Woche

Freiburg überzeugt auch beim Remis in Augsburg mit einer starken Offensive und geht überraschend zufrieden in die Winterpause

Ach wäre doch Caglar Söyüncü (vorne) Augsburgs Dreifachtorschützen Alfred Finnbogason öfter zuvorgekommen! Foto: imago

Aus Augsburg Christoph Ruf

Christian Günter war der Erste im Freiburger Lager, der nach diesem kuriosen Spiel in Augsburg seine Sprache wiedergefunden hat. 3:1 hatte der Sportclub nach 90 Minuten geführt, drei Minuten später stand es 3:3 und nicht nur der Linksverteidiger fühlte sich an das Spiel am Wochenende zuvor erinnert, als der SC aus einem 0:3-Rückstand noch einen 4:3-Sieg gemacht hatte: „Wir haben heute das erlebt, was wir in Köln selber geschafft haben“, sagte Günter und begann zu erklären. Die „Staffelung“ sei „verlorengegangen“, die „Ordnung“ habe gefehlt. Und nein, es gebe keinen Spieler, der sich Vorwürfe machen müsse. „Es muss keiner ein schlechtes Gewissen haben.“

Nun ja: Caglar Söyüncü war an allen drei Gegentoren beteiligt – auch an den beiden in der Nachspielzeit, die den sicher geglaubten Auswärtssieg zunichtemachten. Zwei präzise Flanken von Philipp Max und Michael Gregoritsch genügten und der dreifache Torschütze Alfred Finnbogason musste in der ersten und dritten Minute der Nachspielzeit nur noch einnicken. Zugeteilt war jeweils Söyüncü, der in den vergangenen eineinhalb Jahren oft sein Talent unter Beweis gestellt hat, dessen Aussetzer aber auch immer wieder zu Elfmetern und Gegentreffern führten. In Augsburg ließ er beim Führungstreffer, der nach 54 Sekunden fiel, einen Pass von Caiuby durchrutschen. Später verursachte er mit einem plumpen Foul an Marcel Heller (59.) einen Elfmeter, den Dingert nach Konsultation der Fernsehbilder zurücknahm, weil er 30 Sekunden zuvor im Mittelfeld ein Handspiel von Finnbogason übersehen hatte.

Wenn SC-Trainer Christian Streich nach der Partie dennoch ein versöhnliches Fazit zog, lag das daran, dass sein Team auch im dritten Spiel der englischen Woche vieles gutgemacht hatte und zwischen der 20. und der 80. Spielminute das deutlich bessere Team war. Günter (20.) sowie Nils Petersen (48./65.) steuerten dabei die Treffer bei.

Für Petersen war die englische Woche mit sechs Toren in drei Spielen besonders ergiebig. Nach dem 14. Spieltag belegte der Sportclub mit mickrigen 12 Zählern den Relegationsrang. Nun, nach Siegen gegen Köln und Gladbach und dem Remis in Augsburg rangiert man auf Rang 13. Es ist vor allem die neue Offensivkraft der Badener, die für einen durchaus zufriedenstellenden Ausklang der Hinrunde sorgt. Nach der schweren Verletzung von Florian Niederlechner, der wohl erst in der nächsten Saison wieder zum Einsatz kommen wird, übernahm Petersen ab dem 11. Spieltag die Verantwortung als (meist) einzige Sturmspitze und traf bislang acht Mal.

Auch Tim Kleindienst, der am Samstag alle drei Treffer vorbereitete und Yoric Ravet spielten zu Saisonbeginn keine größere Rolle. Doch seit einigen Wochen bilden sie mit Petersen einen derart eingespielten Offensivverbund, dass sich mancher Beobachter fragt, ob Sportdirektor Jochen Saier in der Winterpause überhaupt nach einem Ersatz für Niederlechner fahnden muss. Noch vor wenigen Tagen hätte man dem Sportclub eine Runderneuerung auf drei, vier Positionen empfohlen.

Kein Wunder also, dass es am Samstag nicht lange dauerte, bis Trainer Streich wieder gut gelaunt dreinblickte: „Wenn mir vor zehn Tagen einer gesagt hätte, dass wir vor Weihnachten 19 Punkte haben, hätte ich’s nicht geglaubt.“