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Die Weihnachtsperson* kommt!

Liebe Kinder,

kurz nach dem Hungerwinter 1946/47 begab es sich, dass die Menschen in Berlin dachten: Jetzt, wo die ganze Stadt schon in Trümmern liegt, da brauchen wir unbedingt eine Weihnachtsmannvermittlung! Und schon 1949 war es dann so weit: Klapperdürre Studierende männlichen Geschlechts wurden durch die eisigen Berliner Nächte geschickt, um in der Vorweihnachtszeit und auch am Heiligen Abend Vereine, Firmenfeiern und Familien (also auch Euch) heimzusuchen. Die studentische Arbeitsvermittlung, unter deren Dach dieses Weihnachtsgeschäft abgewickelt wurde, hieß übrigens Tusma (Telefoniere und Studenten machen alles), was eigentlich nichts zur Sache tut, aber andererseits darauf verweist, welchen Bart die ganze Geschichte hat.

Ein Bart, liebe Kinder, der nun angeblich endlich ab sein soll: Das Berliner Studierendenwerk bietet nun nämlich auch „Weihnachtsfrauen“ an, also verkleidete Studentinnen, die nicht nur keinen Bart tragen, sondern auch mit einer eigenen Geschichte an den Start gehen: Die Weihnachtsfrau sei ihrem Gatten immer schon behilflich gewesen (Wunschzettel sichten, verpacken) – und nun, da es auf einmal zu viele Kinder gäbe, da müsse die Weihnachtsfrau eben auch mit ran, quasi als Assistentin.

Aber lasst Euch nichts vertellen: Erstens seid Ihr weniger Kinder als früher und zweitens ist die Weihnachtsfrau keineswegs progressiver, weil sie keinen Bart trägt. Ganz im Gegenteil sogar: Richtig süß klängen die Glocken, wenn die Weihnachtsperson nicht gefangen wäre in binären Geschlechterrollen, sondern alle möglichen Weihnachtsgeschöpf-Performances möglich wären, kombinierbar mit diversen Acessoires. Herrenwatch „Beatlehem“ und Rutenohrringe „Naughty“ zugleich, dazu einen Damenbart und den Xmas-Gürtel? MUSP (Message und Studierende Performen). Vielleicht war „der Weihnachtsmann“ ja schon immer eher Transgender? Ho, Ho, Ho! Die Welt ist nicht nur rot und weiß.

Euer Onkel Martin

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