: Happy End für Theater o.N.
Das Theater in Prenzlauer Berg sollte Lärmbeschwerden von Nachbarn weichen. Nun wird Schallschutz eingebaut. In fünf Jahren soll aber endgültig Schluss sein
Von Susanne Messmer
Das war nun wirklich eine enervierende Zitterpartie. Bereits Ende März verkündete das Theater o. N., ein freies Repertoiretheater mit 15-köpfigem Ensemble und eigener Spielstätte in der Kollwitzstraße 53 in Prenzlauer Berg, dass die Eigentümergemeinschaft ihres Hauses den Mietvertrag nicht verlängern werde. Das Theater müsse zur Sommerpause raus. Grund war unter anderem, dass sich Nachbarn über Lärm beschwert hatten – eine Geschichte, die sich in Prenzlauer Berg in den letzten Jahren immer wieder zugetragen hat und unter anderem für das sogenannte Clubsterben verantwortlich war.
Nun gibt das Theater ein Happy End bekannt, das nach so langer Zeit fast unwahrscheinlich anmutet. Nach zahlreichen Aktionen, Unterschriftensammlungen von Fans, anstrengendem Spielbetrieb an diversen anderen Spielstätten und langwierigen Gesprächen zwischen der Eigentümergemeinschaft, der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und dem Theater o.N. steht endlich fest: Das Theater erhält eine Verlängerung des Mietvertrags von maximal fünf Jahren. „Wir sind zufrieden und glücklich“, so Dagmar Domrös, Leiterin des Theaters, das schwerpunktmäßig Stücke für junges und sehr junges Publikum zeigt. „Es ist wichtig, einen festen Ort zu haben, der uns zusammenhält und an dem uns das Publikum verlässlich findet.“
Gegründet wurde das Theater bereits 1984 unter dem Namen Zinnober. Es war die erste freie Theatergruppe der DDR, und man stellte alles auf den Kopf, was die Menschen bis dahin in diesem Land auf der Bühne zu sehen bekommen hatten. Die Gruppe wurde verboten, bis sich Christa Wolf und Heiner Müller für sie einsetzten. Bis heute sind drei Leute aus dieser Anfangszeit dabei.
Teamgeist stärken
Das macht das Theater zu einem der wenigen letzten Lichtblicke im ebenso kinderreichen wie finanzstarken Bezirk Prenzlauer Berg, wo es immer weniger Alternativkultur gibt, dafür immer mehr Läden mit überteuertem Kinderspielzeug, Edelboutiquen und teuren Restaurants – wo darüber hinaus nicht mehr viel übrig ist von der DDR. So sagte Dagmar Domrös in einem Interview mit der taz im April, dass es gerade in diesem Kiez ausgesprochen wichtig sei, Angebote für Kinder aufrechtzuerhalten. Die seien hier zwar anders als in anderen Vierteln der Stadt, „von klein auf gewöhnt, sich auszudrücken“. Dennoch sei es wichtig, ihren Teamgeist zu stärken und anzuregen, dass eine Gesellschaft mehr ist als die Summe vieler Individuen.
Nun kann also das Theater auch weiterhin an der sozialen Intelligenz seiner wohlhabenden Klientel arbeiten. Bedingung ist allerdings, dass Schallschutzmaßnahmen gebaut werden, deren Kosten die Senatsverwaltung für Kultur und Europa trage, so Dagmar Domrös. Dies wird voraussichtlich bis zum Frühjahr 2018 dauern. So lange wird das Theater weiter an anderen Spielstätten gastieren.
Bleibt also nur ein einziger Wehrmutstropfen: 2022 ist endgültig Schluss, die Gewerberäume werden dann anders genutzt. Man sei bereits auf der Suche nach einer „guten, neuen Heimat, die ruhig auch etwas größer werden darf“. Bislang besteht das Theater aus einem Spielraum von etwa 60 Quadratmetern, in den 50 Zuschauer passen. Er wird sich durch den Umbau sogar noch etwas verkleinern.
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