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„Das ist wie Vokabeln lernen“

Nein-Sätze können helfen: Das Bremer Projekt „Perspektive Wiedereinstieg“ bietet Workshops für besseres „Zeitmanagement im Familienalltag“ an

Foto: Kerstin Rolfes

Suse Lübker, 55, ist Kommunikationswissenschaftlerin, freiberufliche Redakteurin und Kursleiterin bei „Perspektive Wiedereinstieg – Bremen“ (www.pwe-bremen.de). Sie hat selbst zwei Kinder, 11 und 14 Jahre alt.

Interview Kaija Kutter

taz: Frau Lübker, wer braucht Zeitmanagement?

Suse Lübker: Wir sprechen mit unseren Workshops Mütter an, die zurück in die Arbeitswelt möchten. Wenn der Tag mit Beruf und Familie gefüllt ist, spielt Zeitmanagement eine große Rolle. Mütter haben die ganzen Familientermine und To-dos oft im Kopf, weil sie sowieso für ihre Kinder den Alltag managen. So weiß keiner ganz genau, was sie alles tun. Also einfach mal offenlegen und auf Listen schreiben: Was mache ich eigentlich alles?

Und wie können Frauen ihre Zeit besser managen?

Frauen neigen dazu, sich sehr viel aufzuladen und Dinge selbst zu machen. So bleibt keine Zeit für sich. Da hilft es, wenn sie sich dies bewusst machen und überlegen, was daran so schlimm ist, wenn Dinge nicht perfekt laufen. Wenn sie den Kuchen für den Kindergarten nicht selbst backen, sondern im Supermarkt kaufen. Viele Frauen müssen Neinsagen üben: Nein, ich mache nicht auch noch dieses Elternamt in der Kita. Sage ich Nein, bin ich nicht die Böse.

Lässt sich das lernen?

Das geht wie Vokabellernen: Wir können Nein-Sätze lernen. Oder statt einer To-do-Liste eine Not-to-do-Listen ­schreiben: Dinge, die ich gut delegieren kann und möchte.

Ein Beispiel für einen Nein-Satz?

Ein netter ist: „Das passt heute nicht so gut, frag mich doch gern ein anderes Mal“ – freundlich, aber bestimmt.

Muss man Listen schreiben?

Das ist typabhängig. Aber es hilft schon, wenn die Familie sich am Wochenende zusammensetzt und guckt, welche Termine stehen in der Woche an, wer kann was machen. Das nimmt Stress raus. Wir haben zum Beispiel eine Schiefertafel mit festen und zusätzlichen Terminen. Es hilft, wenn alle Familienmitglieder den Überblick haben.

Machen Frauen trotz Berufstätigkeit immer noch das meiste Familienmanagement?

Leider ist es so. Sie haben diese Rolle, sagen sich, ich hab das ja im Griff. Das lässt sich schwer abstreifen. Wenn man das nicht ändert, gewöhnen sich die Kinder daran, dass sie mit 16 Jahren immer noch morgens ihr Brot geschmiert bekommen. Da ist es wichtig, Aufgaben an alle zu verteilen. Es hilft zum Beispiel zu sagen: Wir planen einen Wocheneinkauf, montags essen wir dies, dienstags das. Manche verwenden dafür auch gern digitale Listen oder Apps.

Beendet besseres Zeitmanagement das Überlastetsein?

Zeitmanagement ist kein Allheilmittel. Trotzdem helfen Techniken, den Alltag besser zu strukturieren. Auch mit dem Ziel, dass Frauen mehr Zeit für sich bekommen.

Und dann?

Jede Frau nutzt das anders. Zu Hause, auf dem Sofa, geht es nicht so gut, wenn die Familie um einen herumschwirrt. Sie muss schon sagen: Ich bin weg, verabrede mich mit Freundinnen. Oder ich gehe mal für eine Viertelstunde in den Garten, Pflanzen angucken statt Unkraut zupfen. Es geht um den achtsamen Umgang mit Zeit. Dazu gehört auch, Puffer einzubauen. Wenn ich morgens mit dem Dreijährigen los zu einem Termin will, braucht es mehr Zeit. Kleine Kinder gehen anders mit Zeit um.

Kurzworkshop „Zeitmanagement im Familienalltag“: Mi, 6. 12., 10–12 Uhr; Infos und Anmeldung: www.pwe-bremen.de/6-12-17-kurzworkshop-zeitmanagement-im-familienalltag

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