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„99 Prozent nutzen ihre Waffe nie“

Bei der Polizei ist nicht jeden Tag Mord und Totschlag. In Berlin hatten wir dieses Jahr erst zwei Fälle von Schusswaffengebrauch. 99 Prozent der Kollegen nutzen ihre Waffe nie. Auch wenn das im Fernsehen oft anders dargestellt wird, ist der Einsatz der Waffe eine sehr belastende Erfahrung. Im Idealfall kommen wir direkt zum Einsatzort und starten mit der Nachbereitung. Es gibt dann meist zwei, drei Treffen mit den Polizisten, in denen wir über das Erlebte sprechen. Manche Kollegen sind direkt wieder dienstfähig, andere gehen in psychologische Behandlung, nur wenige steigen ganz aus, teils Jahre später.

Kaum jemand kommt zur Polizei, weil er gerne eine Waffe benutzen will. In der Ausbildung wird sehr intensiv über den Einsatz von Gewalt und die rechtlichen Folgen aufgeklärt, wenn die Waffe zu schnell zum Einsatz kommt. Aber auch Selbstschutz ist wichtig, weil die Aggression der Bevölkerung gegenüber Polizisten in den letzten Jahren zugenommen hat. Deswegen darf keine Streife mehr ohne kugelsichere Weste unterwegs sein. Und Polizisten müssen häufiger zur Gewalt greifen.

Protokoll Luise Martha Anter

Beate Eickhoff, 58, leitet die Sozialbetreuung der Berliner Polizei

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