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Feiern mit Denkpause

Auf dem Breitscheidplatz hat seit Montag der Weihnachtsmarkt geöffnet

Der Geruch von Glühwein und Bratwurst weht wieder rund um die Gedächtniskirche. Der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz geht ein Jahr nach dem Lkw-Anschlag mit zwölf Toten in seine 34. Saison. Verunsicherung oder Angst sind nach der Eröffnung am Montag kaum zu spüren. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagt Martin Blume. Der Inhaber vom „Holzkohlegrill“ hat das Attentat am 19. Dezember 2016 hautnah miterlebt. „Das Leben geht weiter“, sagt er nun.

Tatsächlich hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert. An den Zugängen fallen Betonsperren ins Auge. Wo Fahrzeuge von der Hardenbergstraße oder dem Kurfürstendamm in den Markt rasen könnten, stehen die schweren Riegel zum Teil zweireihig. Weniger gut sichtbar: Entlang der Straßenseite ist der Markt ebenfalls mit Betonbarrieren gesichert, die hinter Tannen und anderem Weihnachtsgrün versteckt sind.

Am Jahrestag geschlossen

„Ich glaube, dass wir den sichersten Weihnachtsmarkt Europas haben“, sagt Blume. „Ich bin guter Dinge“, sagt er, auch wenn die „Erinnerung immer wieder hoch kommt.“ Gegenüber von Blumes Imbiss stehen zwei große Kreuze und Kerzen auf der Treppe zur Gedächtniskirche. Es ist eine improvisierte Gedenkstelle. Am Jahrestag selbst wird das offizielle Mahnmal in Erinnerung an die zwölf Toten sowie fast 70 Verletzten übergeben: Es besteht aus einem goldfarbenen Riss im Boden sowie den Namen der Toten aus sechs Ländern auf den Treppenstufen. Die Veranstalter wollen trotz der Erinnerung ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Angestellte eines privaten Sicherheitsdienstes laufen mit orangefarbenen Westen herum. Die Polizei hat ein Infomobil aufgestellt, das am Vormittag aber noch nicht besetzt ist.

Zum Jahrestag des Anschlags am 19. Dezember werden Müller, Geisel und andere Spitzenpolitiker kommen. Der Markt bleibt dann geschlossen. Dann haben auch die Schausteller Gelegenheit, im Geschäftstrubel innezuhalten. Meier sagt: „Wir haben nicht alles aufgearbeitet, aber ein ganze Menge.“ (afp)

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