Kommentar Neuer Fed-Chef: Der Falke ist eine Taube

Mit Jerome Powell als neuem US-Notenbank-Chef ändert sich nichts. Dass der Mann Republikaner ist, dürfte aber Trumps Basis happy machen.

Das Profil eines Mannes

Ein reicher Ex-Banker mit dem richtigen Parteibuch: Jerome Powell Foto: ap

Die Welt kann beruhigt sein. Vorerst sind keine ökonomischen Turbulenzen aus den USA zu befürchten, denn Präsident Donald Trump hat Jerome Powell zum neuen Chef der US-Notenbank Federal Reserve, kurz Fed, ernannt. Powell steht für Kontinuität: Er sitzt bereits seit 2012 im Fed-Vorstand und wird die lockere Zinspolitik seiner Vorgängerin Janet Yellen fortsetzen.

Mit dieser Personalentscheidung stellt sich Trump gegen die eigene Partei. Viele konservative Republikaner hatten sich einen „Zins-Falken“ gewünscht, weil sie noch immer fürchten, dass die Geldschwemme zu einer Geldentwertung führen könnte. Diese vermeintliche Inflation ist zwar nirgends in Sicht, aber die Realität hat viele Repulikaner ja noch nie interessiert.

Anders Trump: Der US-Präsident mag zwar oft irrational erscheinen, aber sein Eigeninteresse hat er stets fest im Blick. Er weiß genau, dass er sich als Präsident nur halten kann, wenn er sein Versprechen erfüllt, dass die Wirtschaft brummt. Nicht umsonst enden viele seiner Tweets mit „MAGA“ – Make America Great Again. Einen „Zinsfalken“ konnte Trump also nicht gebrauchen, der mit einer zu strikten Geldpolitik die Wirtschaft abwürgt.

Powell hingegen ist Pragmatiker, was auch mit seinem Berufsweg zu tun haben dürfte: Er war lebenslang an der Wall Street tätig und hat als Investmentbanker ein Privatvermögen von etwa 55 Millionen Dollar aufgehäuft. Powell wird der reichste Fed-Chef der vergangenen Jahrzehnte sein.

Eine überflüssige Entscheidung

So richtig also die Personalentscheidung von Trump ist – sie war gleichzeitig überflüssig. Denn es gab bereits eine perfekte Kandidatin für den Posten: die jetzige Fed-Chefin Janet Yellen. Sie ist weltweit hoch angesehen, und bisher war es Usus, dass der Vertrag eines Amtsinhabers mindestens einmal verlängert wird – selbst wenn der Fed-Chef nicht der gleichen Partei angehörte wie der US-Präsident. Doch mit dieser Tradition hat Trump gebrochen, obwohl er nichts gegen Yellen hatte, sondern sie sogar „bombig“ fand.

Aber erneut folgte Trump nur seinem Eigeninteresse: Er wollte seiner radikalisierten Basis einmal mehr zeigen, dass er alle Entscheidungen von Ex-Präsident Obama rückgängig macht. Also musste ein neuer Fed-Chef her. Zum Glück ist es Powell geworden.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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