Flieg, Vogel, flieg! Oder?

Dürfen Zoos ihre Vögel flugunfähig machen – und wenn ja, wie? Die Tierschutzorganisation Peta geht auf Konfrontationskurs

Von Lukas Dörrie

Bis zu 10.000 Vögel in Zoos und Tierparks dürfen nicht nur nicht fliegen, sie werden durch zum Teil drastische Maßnahmen wie das Stutzen von Flügeln dauerhaft flugunfähig gemacht. Das behauptet die Tierrechtsorganisation Peta und hat Strafanzeige gegen 20 Einrichtungen eingereicht. „Ein solcher Eingriff verstößt gegen das geltende Tierschutzgesetz“, sagt Edmund Hafebeck, Leiter der Rechtsabteilung von Peta.

2015 hatte die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion von Die Linke hin „eine Beschneidung von Vogelflügeln in zoologischen Einrichtungen“ als gesetzwidrig eingeschätzt, weil es sich nicht um eine „tierärztliche Indikation im Einzelfall“ handle.

Beim Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) heißt es, der Großteil der Vögel könne sich artgemäß – also fliegend – bewegen. Nur drei Prozent seien davon ausgenommen. Dazu gehörten rund 220 Arten wie Flamingos und Pelikane, die nur in Gefangenschaft gehalten werden könnten, wenn ihre Flugfähigkeiten eingeschränkt würden. 65 bedrohte Arten wären der Öffentlichkeit anders nicht präsentierbar. Zudem, so VdZ-Geschäftsführer Volker Homes, könne man flugeingeschränkten Tieren mehr Auslauf, also Bewegungsfreiheit, geben.

Auch der Tierpark Berlin gehört zu den angezeigten Zoos. Sprecherin Philine Hachmeister weist die Vorwürfe zurück: „Wir beschneiden nur die Federn von 18 von insgesamt 9.000 Vögeln im Park“, sagt sie. Das sei vergleichbar mit dem Nagelschneiden bei Menschen, die Federn wüchsen wieder nach. Anders als beim Beschneiden von Flügeln würden also keine Körperteile amputiert. Die Prozedur müsse nach jeder Mauser wiederholt werden.

Peta erwartet nicht viel von möglichen Gerichtsverfahren. „Es gibt keine Rechtsstaatlichkeit im Tierschutz“, behauptet Hafebeck. Ziel sei, Aufmerksamkeit für das Thema zu bekommen. Diese dürfte 2018 verstärkt werden. Dann erwartet der VdZ Ergebnisse aus einer Studie, die die Auswirkungen von Flugeinschränkung auf den Stress­pegel von Pelikanen und Flamingos untersucht.