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Einfach näher dran

Die Fahrradstaffel der Berliner Polizei zieht nach drei Jahren Testphase ein positives Fazit. Besonders die schweren Radunfälle gingen zurück.

Von Sophie-Isabel Gunderlach

Seit 2014 rollt eine eigene Fahrradstaffel der Berliner Polizei zwischen Alexanderplatz und Regierungsviertel. Geahndet werden die großen und kleinen Verkehrsvergehen im Bezirk Mitte. Von Anfang an wurde das Projekt von der Unfallforschung der Versicherer begleitet, die jährlich Daten erhoben und am Donnerstag gemeinsam mit der Berliner Polizei ein Fazit gezogen hat: Die Fahrradstaffel trägt zur Verkehrssicherheit in der Hauptstadt bei.

Besonders schwere Radunfälle gingen in der Pilotphase deutlich zurück. Auffällig war, dass dieser Effekt nicht nur in Mitte, sondern auch im nahen Bezirk Neukölln messbar war – die Präsenz der Uniformierten scheint auszustrahlen. „Wir haben mit dieser Staffel ein Instrument, dass wir so in der Verkehrsüberwachung noch nicht hatten“, betonte Andreas Tschisch, Leiter des Fachstabs Verkehr bei der Berliner Polizei.

Die Polizeistaffel in der Hauptstadt ist die einzige in Deutschland, deren Beamte sich ausschließlich auf dem Fahrrad fortbewegen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Verkehrssicherheit. Im Fokus der Polizistinnen und Polizisten stehen insbesondere Verstöße von RadfahrerInnen. Derzeit sind 20 Beamte in der Staffel aktiv. Sie sind von anderen Abteilungen „ausgeliehen“ und hatten sich freiwillig beworben, als das Projekt vor drei Jahren gestartet wurde.

Eine der größten Stärken der Fahrradpolizei liegt im direkten Kontakt mit der Bevölkerung, wie Andrea Barthels, Chefin der Staffel, erklärte. „Wir sehen mehr, wir hören mehr und das begrüßen viele Leute“, so die Polizistin. Oftmals gelingt es den Beamten außerdem im persönlichen Gespräch, VerkehrssünderInnen und Fahrradrowdys zumindest zu etwas Einsicht zu bewegen.

Aufgrund der Erfolge wird die Fahrradstaffel auch nach Ende der Testphase fortgesetzt. Die bisherigen 20 Posten sollen 2019 in feste Planstellen umgewandelt werden. Sowohl die Polizei als auch die Versicherer sprachen sich außerdem für eine personelle Aufstockung in der Zukunft aus, um das Einsatzgebiet über Mitte hinaus erweitern zu können. Das begrüßt auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Berlin. Für Fahradstaffeln in der ganzen Stadt seien etwa 100 Beamte nötig, wie Pressesprecher Nikolas Linck erläutert. Der Ball liegt nun beim Berliner Senat, der im kommenden Haushalt finanzielle Mittel dafür bereitstellen muss.

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