: Bremen liegt am toten Gleis
ZUGVERKEHR Der neue Hamburg-Köln-Express hält lieber in Oyten-Sagehorn als am Bremer Hauptbahnhof
Manfred Cordes hat die frohe Botschaft selbst erst vor ein paar Tagen gehört. Cordes ist Bürgermeister der Gemeinde Oyten, zu der auch der Ortsteil Sagehorn gehört. Und Sagehorn bekommt 2010 eine neue Zugverbindung, mit der nicht unbedingt zu rechnen war: Das 1.800-Seelen-Dorf wird Haltestelle einer neuen Linie von Hamburg nach Köln – anstelle von Bremen.
Im August kommenden Jahres soll es losgehen mit dem sogenannten HKX, dem Hamburg-Köln-Express. Der neue Zug, Höchstgeschwindigkeit 160 Stundenkilometer und mit knapp vier Stunden Fahrtzeit vom Rhein bis an die Elbe, ist ein Projekt der Firma Locomore aus Berlin. Neben Bahnhöfen wie Essen, Gelsenkirchen oder Düsseldorf wird jetzt eben auch in Sagehorn gehalten. Denn im Bremer Hauptbahnhof ist offensichtlich zu wenig Platz für sechs zusätzliche Züge am Tag. „Man ist halt eingeschränkt als Newcomer“, glaubt Carsten Carstensen von Locomore.
Zuständig für die Vergabe der einzelnen Trassen an die verschiedenen Bewerber ist die Bahntochter DB Netz AG. Doch dort gibt man sich zugeknöpft: „Zu konkreten Vertragsinhalten werden wir uns nicht äußern“, sagt deren Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Aber: Wenn Locomore den Verdacht hegen würde, es würden nicht alle Bewerber gleich behandelt, dann wäre die Bundesnetzagentur in Bonn der richtige Ansprechpartner für das Unternehmen. Dort hat man von der ganzen Angelegenheit allerdings noch überhaupt nichts gehört. Reine Freude allerorten also.
Die Sagehorner Freude über den neu gewonnenen Anschluss an die Metropolen dürfte allerdings bald eine Sache trüben: die Parkplatzsituation. Zurzeit gibt es dort etwa 90 Stellplätze. Wenn aber bald alle Bremer, die nach Köln oder Hamburg wollen, in Sagehorn zusteigen, wird es eng. Bürgermeister Cordes will nun gemeinsam mit der Bahn eine Lösung finden. Er hofft auf Gelder der niedersächsischen Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG). Die ist jedoch auch nur für Nahverkehr zuständig. „Höchstens, wenn der Nahverkehr dort negativ beeinflusst wird, könnten wir aktiv werden. Das ist aber auf keinen Fall ein Selbstläufer“, erklärt Sprecherin Kerstin Heinemann. NEL