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Trump bei Nordkorea plötzlich moderat

Bei seinem heiklen Besuch in Südkorea sieht US-Präsident Trump Fortschritte im Verhältnis zu Nordkorea, die er auf seine Politik militärischer Stärke zurückführt

Demonstration gegen den als Kriegstreiber empfundenen US-Präsidenten in Seoul Foto: Kim Kyung-Hoon/reuters

Aus Seoul Fabian Kretschmer

Es ist Donald Trumps wohl heikelste Station seiner zwölftägigen Asienreise: Am Dienstag besuchte der US-Präsident Südkoreas Hauptstadt Seoul – rund 50 Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt. Der befürchtete Eklat ist bislang jedoch ausgeblieben. Im Gegenteil: Trump gab sich für seine Verhältnisse geradezu handzahm.

Bei der Pressekonferenz mit Südkoreas liberalem Präsidenten Moon Jae In forderte er Nordkorea sogar auf, an den Verhandlungstisch zu kommen. Kriegsdrohungen wie zuvor unterließ Trump hingegen. „Ich denke, wir machen große Fortschritte. Die Nordkoreaner verstehen, dass wir Stärke zeigen“, sagte er und verwies auf drei US-Flugzeugträger und ein atombetriebenes U-Boot, die in die Gewässer der Region entsandt wurden.

Doch blieben seine Aussagen schlussendlich leere Worthülsen. Nachhaken war offenbar nicht erwünscht. Trump und Moon ließen gerade einmal vier Fragen der anwesenden Journalisten zu. Die wirklich heiklen Punkte werden hinter verschlossenen Türen geklärt. Dies betrifft vor allem auch das gemeinsame Freihandelsabkommen, das Trump nach seiner Amtsübernahme aufgrund des US-Handelsdefizits als „schrecklichen Deal“ bezeichnet hat und nun neu verhandeln lässt.

Für Südkorea ist dies ein deutlicher Anreiz, sich wirtschaftlich stärker Richtung China zu orientieren. Wie sehr die Regierung Moon darauf bedacht ist, seinen Gast aus Washington trotz aller Differenzen nicht zu vergrämen, bekamen vor allem die linken Gegendemonstranten zu spüren. Ihre geplante Route entlang der Einfahrt zum Präsidentensitz wurde kurzerhand von Hunderten Polizeibussen blockiert. Auch wenn die Demonstrationen friedlich blieben, entlud sich die Wut gegen Trump in eindeutigen Sprechchören. „Wenn Trump so leichtfertig von Krieg spricht, ist das eine massive Bedrohung für uns“, sagt die Studentin Cho Yoon Young. Sie glaubt, dass Trump sich letztlich nicht um die Leben der Südkoreaner schert: „Er hat es ja wiederholt gesagt: Wenn ein Krieg ausbricht, dann werden die Leute hier sterben – und nicht in den USA.“

Südkoreas Regierung lud eine ehemalige „Trostfrau“ zum Dinner mit Trump

In der Innenstadt dominierten vor allem konservative Trump-Anhänger, meist im Seniorenalter. Bis in die Nachtstunden schwenkten sie US-Flaggen und stimmten Sprechgesänge an. Einer von ihnen ist der Rentner Shin Kyung Hee: „Als wir unter dem Koreakrieg gelitten haben, waren es die Amerikaner, die uns geholfen haben. Das sollten wir niemals vergessen.“

Ob die erzwungene Harmonie zwischen Moon und Trump anhält, wird sich am Dienstag zeigen: Dann nämlich hält der US-Präsident eine Rede vor Südkoreas Nationalversammlung. Der potentiell heikelste Programmpunkt – ein Besuch der innerkoreanischen Grenze – wurde bereits im Vorfeld gestrichen. Wie man hinter vorgehaltener Hand hört, sehr zur Erleichterung der Südkoreaner.

Japan hingegen dürfte das Protokoll der Seouler Regierung bitter aufstoßen: Beim Abendessen im Hyatt Hotel wurde eine sogenannte koreanische Trostfrau eingeladen, die während des Zweiten Weltkriegs von Japans kaiserlicher Armee als Sexsklavin zwangsrekrutiert wurde. Passend dazu gab es Garnelen von Dokdo (japanisch: Takeshima) – eine Insel, die beide Länder für sich beanspruchen.

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