: Hier feiert das Understatement
Weil er wieder auf den Beinen ist, aber längst nicht aus dem Gröbsten raus, macht der Hamburger Golden Pudel Club einen Soliausflug ins HAU
Von Alexander Diehl
„Pudel braucht Gold“, so stand es im vergangenen November in der taz, und so könnte auch dieser Text wieder überschrieben sein. Denn wenn die Hamburger Nachtlebeninstitution namens Golden Pudel Club jetzt … na, wenn schon nicht selbst kommt, so doch wenigstens etliche Leistungsträger*innen nach Berlin schickt, dann geht es eben auch wieder um Geld, das fehlt.
Davon nimmt der erklärt unkommerzielle Club erst seit Kurzem überhaupt wieder welches ein: Mitte August eröffnete der Pudel Club wieder, und das ganz ohne jedes Brimborium – anderswo in der Stadt hätte man vielleicht schon das „hanseatisch“ genannt. Im September dann weitete das BetreiberInnenkollektiv sogar die Öffnungszeiten aus: Jeden Tag ist nun geöffnet, schließlich will der Pudel „nicht nur Club, nein, auch eine Nachbarschaftskneipe sein“, so gab er es damals bei Facebook bekannt.
Viele schlechte Nachrichten
Davor hatte das manchem auch zu besten Zeiten wohl abbruchreif erscheinende Häuschen vor allem mit schlechten Nachrichten auf sich aufmerksam gemacht. Da war, vor allem, das Feuer: Im Februar 2016 brannte der Pudel Club, Großeinsatz der Feuerwehr, zu Schaden kam aber niemand, aber der Dachstuhl war hin und den Keller hatte das Löschwasser ruiniert. Und: Unverzüglich war die Rede von Verdacht auf vorsätzliche Brandstiftung.
Besondere Brisanz erhielt das, weil sich die schon seit Längerem uneinigen Eigentümer rund zwei Monate später vor Gericht hätten treffen sollen: Mittels einer Teilungsversteigerung sollte die Immobilie zu Geld gemacht werden, denn Geld lässt sich besser aufteilen als so ein Haus. Das wiederum hatten sie eine ganze Weile lang versucht, die beiden früher mal befreundeten Inhaber Rocko Schamoni und Wolf Richter: Schamoni – und mit ihm das erwähnte Kollektiv – betrieb im Erdgeschoss den Club mit dem überregionalen guten Namen, Richter ein Café im 1. Stock. Fixiert worden war dieses Arrangement mittels eines Vertrages, der später einen Hamburger Richter beinahe zum Verzweifeln brachte.
Die Abwesenheit jeder professionellen Weitsicht ist nun natürlich genau das, was den Pudel überhaupt zu dem gemacht hat, was er ist: Irgendwann wussten Weitgereiste auch in München oder Marburg an der Lahn zu berichten vom Blumfeld-Sänger beim Plattenauflegen mit nur einem Plattenspieler, was eben ganz besonders gestaltete Übergänge nötig machte.
Andernorts hätte man sich für so was vielleicht entschuldigt, im Pudel Club kristallisierte sich in solcher Improvisiertheit ein ganz spezifisches Unterhaltungsunderstatement.
Das vorläufige gute Ende der Tragödie kam dann übrigens aus einer wirklich hanseatischen Richtung: Eine dieser an Elbe und Alster so verbreiteten Stiftungen – vermittelt unter anderem just durch den Rechtsanwalt und Mäzen, der 30 Jahre früher schon zwischen Hafenstraßen-Autonomen und dem liberalen Bürgertum makelte – kaufte Richters Pudel-Hälfte auf.
So kann der Betrieb also weitergehen – der aber nie und nimmer genug abwerfen wird, um all die aufgelaufenen Kosten zu decken, ganz zu schweigen von den noch anstehenden Wiederaufbaumaßnahmen. Es spricht vieles dafür, dass dem Benefizabend im Hebbel am Ufer weitere folgen werden.
Pudel-Soliausflug, u. a. mit LC Knabe, Rocko Schamoni, Schorsch Kamerun, Carsten Meyer, Snow, DJ Tatjana, Ratkat und Ralf Köster: 4. November, 20 Uhr, HAU 1+2; 23.30 Uhr, WAU
kultur 16
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