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das portraitGeorge Papadopoulos, der Mann, der für Trump wichtig sein wollte

Foto: Archiv

Jetzt steht er mitten im Zentrum einer der größten politischen Ermittlungsverfahren der US-Geschichte – dabei war er ganz offensichtlich einfach viel zu jung, um überhaupt überblicken zu können, was er da macht: George Papadopoulos, 30 Jahre alt, 2016 außenpolitischer Berater in Trumps Wahlkampfteam.

Ende Februar, Anfang März 2016 hatte sich Trump, der in den republikanischen Vorwahlen auf der Siegerstraße war, bedrängt gesehen, endlich ein außenpolitisches Beraterteam zu benennen. Die meisten Traditionsrepublikaner fremdelten zu diesem Zeitpunkt noch öffentlich mit dem ungewöhnlichen Kandidaten, der auch sie selbst als Teil des verfilzten „Establishments“ geißelte, und so kamen auch Figuren aus der dritten und vierten Reihe in den seltsamen Genuss, sich außenpolitische Berater des Kandidaten Donald Trump nennen zu dürfen. Darunter: George Papadopoulos.

Der junge Mann lebte damals in London, hatte Politik und Wirtschaft studiert und eine Beratungs- und Forschungskarriere bei US-amerikanischen Thinktanks begonnen. Im republikanischen Vorwahlkampf unterstützte er zunächst Ben Carson, wechselte nach dessen Ausscheiden aber ins Trump-Lager.

Als sein Name nun Anfang März 2016 plötzlich einer von fünf in Trumps außenpolitischem Beraterteam wurde, muss ihm das schnell zu Kopf gestiegen sein. Immerhin hatte er sich damit offensichtlich auf die Seite eines Gewinnertypen geschlagen; im privaten Umfeld soll er schon von zukünftigen Kabinettsposten geträumt haben.

Doch es kam ganz anders: Bei einer Italienreise wurde Papadopoulos am 14. März von dem ebenfalls in London lebenden Professor Joseph Mifsud kontaktiert, einem Experten für internationale Beziehungen – und offenbar im direkten Auftrag Moskaus unterwegs. Zehn Tage später trafen sie sich in London wieder, und Mifsud stellte Papadopoulos einer russischen Frau vor, die er als Verwandte des russischen Präsidenten Wladimir Putin einführte – was sie nicht war, wie sich später herausstellte.

Vom Wahlkampfteam beauftragt, sich besonders einer Verbesserung der Beziehungen zu Russland zuzuwenden, etablierte Papadopoulos den Kontakt. Und erfuhr davon, dass Russland im Besitz Tausender E-Mails sei, deren Veröffentlichung Trumps Gegnerin Hillary Clinton sehr schaden würde.

Darüber scheint Papadopoulos freudig erregt gewesen zu sein. Vielleicht gefiel ihm der konspirative Touch, sein eigenes Gefühl der Wichtigkeit. Jedenfalls ließ er nicht locker beim Versuch, der Wahlkampfleitung den Kontakt nahezubringen und eventuell gar ein Treffen zwischen Putin und Trump zu organisieren. Das kam nie zustande, auch er selbst fuhr nie nach Moskau.

Nun ist Papadopoulos’ Karriere vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. Weil er bei ersten Verhören mit dem FBI im Januar und Februar dieses Jahres gelogen hatte, wird gegen ihn jetzt ein Meineidverfahren geführt. Fünf Jahre Gefängnis drohen – und die ewige Wut des Trump-Lagers. Bernd Pickert

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