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Reichlich viel Remis

Turbine Potsdam spielt diese Saison gern unentschieden – auch jetzt wieder 1:1 gegen Frankfurt: ein mittelmäßiger Erfolg

Halt recht allein: Turbines Svenja Huth (Mitte) druckvoll gegen zwei Frankfurterinnen Foto: Eberhard Thonfeld/imago

Von Alina Schwermer

Vielleicht wäre es das wirkungsvollste Nachwuchsprogramm für Turbine Potsdam, einfach Stürmerin Svenja Huth zu klonen. Weil das im Moment allerdings nicht in Aussicht ist, tut sich Turbine Potsdam schwer. Der Montagabend bei frostigen Temperaturen war keine Ausnahme auf dem mühsamen Weg durch die aktuelle Saison: Gegen den alten Rivalen FFC Frankfurt trennten sich die Potsdamerinnen mit 1:1 und zeigten dabei markante Schwächen in Kreativität und Spielaufbau. Oder, um es kurz zu fassen: Wenn Stürmerin Huth über die Flügel kommt, fehlt innen eine Torschützin. Wenn sie innen wartet, fehlt eine Vorbereiterin.

So blieb das Angriffsspiel gegen starke Frankfurterinnen ausrechenbar und gleichförmig. Die Turbine-Fans nahmen es gelassen und erwärmten sich von Kälte und Ergebnis am Glühweinstand. Ein paar mitgereiste Frankfurter auf der Gegentribüne hatten mit Trommeln ihren eigenen Spaß. Und Turbine Potsdam, aktuell Tabellensechster mit sechs Punkten Rückstand auf die Spitze, kann diese Saison eher mit dem Kampf um die Plätze vier bis sechs als um die Tabellenführung kalkulieren.

Das war nicht unbedingt geplant. Einen Platz unter den ersten vier hatte Trainer Matthias Rudolph als Ziel angekündigt. Der nach außen stille Coach tut sich schwer mit großen Worten. Aber nach der berauschenden letzten Saison mit Beinahemeisterschaft steht er unter dem positiven Zugzwang, Größeres zu fordern als nur die obere Tabellenhälfte. Präsident Rolf Kutzmutz wollte Turbine gar unter den ersten zwei sehen.

Viel Erinnerung an vergangene große Tage, möglicherweise zu viel. Vom Trio an der Tabellenspitze ist die Mannschaft aktuell spielerisch weit entfernt. „Wir sind nicht richtig in die Tiefe gekommen, der Strafraum war dann oft nicht besetzt“, analysierte Rudolph nach der Partie treffend. Und auch: „Wir standen unter Druck, um in der Tabelle oben dran zu bleiben.“

Ein „kleines mentales Problem“ wollte er dabei ausgemacht haben. Gegen Frankfurt agierten die Potsdamerinnen lange verkrampft, die Abstimmung funktionierte nicht. Nach dem Führungstreffer von – natürlich – Svenja Huth verhinderte der schnelle Frankfurter Ausgleich ein mögliche Lockerheit. Wortwitze à la „Huth ab“ hatten sich also erledigt.

Die Potsdamerinnen suchen weiter den Flow der vergangenen Saison. Das Problem ist nicht so sehr, was Turbine nicht tut, sondern eher, was die Konkurrenz tut.

Das gut situierte Führungstrio aus Wolfsburg, Freiburg und Bayern München konnte sich personell stark aufstellen, Turbine Potsdam ging mit weitgehend unverändertem Kader in die Saison. Der Verein hat sich in der Sommerpause nur in der Abwehr nennenswert verstärkt, mit der Schwedin Amanda Ilestedt. Über schlechte Defensive kann man sich denn auch nicht beklagen: Die Potsdamerinnen haben in der Saison noch keine einzige Niederlage kassiert. Aber vier Unentschieden in Serie, darunter ein sehr respektables Remis beim Tabellenführer aus Wolfsburg, bringen eben auch nicht wirklich weiter.

In der Liga hängt Rudolphs Team auf der Stelle fest. Um langfristig den Anschluss an die Spitze zu halten, braucht Turbine Potsdam eigentlich einen Investor oder zahlungskräftigen Männerverein als Partner. Aber unter den Nachbarn zeigt Hertha chronisches Desinteresse an Frauenfußball, Union hat seine eigene, eher halbherzige Damenmannschaft und der SV Babelsberg sowieso genug eigene Geldsorgen.

Also bleibt nicht viel. Die sechs Punkte aktuell auf die Spitze immerhin sind kein uneinholbarer Rückstand, wenn man sich nur dazu durchringen könnte, mal mehr als einen am Stück zu holen.

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