: Gute Promo, schlechte Promo
„Ärzte ohne Grenzen“ will nicht mit NGOs in einen Topf geworfen werden, die Spenden über Agenturen akquirieren. Der Unterschied ist aber kaum sichtbar
Von Simone Schnase
NGOs sind auf Spenden angewiesen – klar. Und während Unicef oder Amnesty International mit der Spendenakquise Fundraising-Agenturen beauftragen, deren MitarbeiterInnen oft mit fragwürdigen Methoden arbeiten (taz berichtete), setzt „Ärzte ohne Grenzen“ (ÄoG) auf eigene MitarbeiterInnen. Bloß lassen sich deren Promo-Stände von denen der anderen kaum unterscheiden – ein Problem für den Verein.
„Ich mache selbst einen großen Bogen um diese Stände“, sagt ÄoG-Sprecherin Lena Langbein. Denn auch ihr fielen die MitarbeiterInnen der sogenannten Directmarketing-Agenturen oft negativ auf: Sie stellen sich PassantInnen in den Weg und nötigen sie nahezu, Fördermitgliedschaftsanträge zu unterschreiben. Und viele machen genau deswegen auch einen Bogen um „Ärzte ohne Grenzen“: Kennste einen, kennste alle.
Dabei will der gemeinnützige Verein es anders machen: Er organisiert bereits seit zehn Jahren seine Standwerbung in Eigenregie. Potenzielle MitarbeiterInnen werden geschult, damit sie – anders als die Agenturangestellten – kompetent Auskunft geben können und: „Unsere Mitarbeiter haben die klare Order, die Menschen auf der Straße nicht zu belästigen“, sagt Langbein. „Beim Spendensammeln ist uns ethisches Verhalten ebenso wichtig wie bei der Arbeit in den Nothilfeprojekten weltweit.“
Das allerdings klappt nicht immer, denn das Auftreten der ÄoG-PromoterInnen ist oftmals ähnlich wie das derjenigen, die für Agenturen um SpenderInnen für den WWF oder Terre des Hommes buhlen. Um dem entgegenwirken zu können, sagt Langbein, seien Rückmeldungen wichtig: „Für den Fall, dass ein Spender oder ein Passant nicht mit der Qualität unserer Arbeit zufrieden sein sollte, nehmen wir dies sehr ernst.“
Offenbar scheint sich die Akquise auch ohne „Outsourcing“ zu lohnen: 7,4 Prozent der ÄoG-Einnahmen, sagt Katrin Dehmel, Koordinatorin der ÄoG-Standwerbung, seien 2016 in die Spendenverwaltung und -werbung geflossen. „Im Jahr 2016 haben wir für jeden investierten Euro 12,50 Euro Spenden eingenommen.“ Ohne den schlechten Ruf der PromoterInnen wären es wahrscheinlich noch mehr geworden.
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