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Sylvia Prahl sucht nach den schönsten Spielsachen

Traditionell ist der Oktober in Berlin Kinderkulturmonat: Kinder und Erwachsene besuchen und erleben kostenlos Kulturorte, die besondere Programme anbieten. Das Brücke Museum am Wannsee wird in diesem Jahr 50 und lädt zur „Jubiläums-Entdeckertour“, auf der Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren am Sonntag um 14 Uhr die bunte Welt der Brücke-Künstler und deren expressionistische Gemälde, Zeichnungen und Drucke entdecken. Die gewonnenen Eindrücke leiten sie gleich danach ungefiltert auf Papier weiter: Mit Aquarellstiften entstehen eigene ausdrucksstarke Werke, die sie mit nach Hause nehmen und noch mit dem Pinsel weiter bearbeiten können. Ganz in der Nähe, in der Liebermann-Villa, verbrachte der Maler Max Liebermann mit seiner Familie gern die stickigen Berliner Sommermonate. Und weil es sich so anbot, hat er anwesende Familienmitglieder und Gäste in Bildern festgehalten: am Kamin, am Bootsanleger, im kleinen Birkenhain. Bei einer Führung lernen Besucher*innen ab 4 Jahren am Samstag um 11 Uhr die „Familienbilder“ kennen und sinnieren darüber, warum Liebermann seine Lieben so und nicht anders gemalt hat. Im Anschluss fertigen die Kinder Porträts ihrer Familien, da ist es ja auch immer interessant, wer ganz am Rand abgebildet ist, wer lacht und wer nicht (das ganze Programm unter: www.kinderkulturmonat.de).

Für die Auszeit auf dem Sofa empfiehlt sich „Mein neues Lieblingsbuch von den wilden Zwergen“. Das ist der zweite Sammelband mit drei Geschichten aus dem Alltag der anarchischen Kindergartentruppe um die gewitzte Selin, Raubatz Richard und Anton, der abends versucht, seiner Mutter die Erlebnisse des Tages in verständlicher Form nachzuerzählen, was stets in einem herrlichen Aneinander-vorbei-Reden endet. Monika Osberghaus und Thomas Engelhardt schreiben unter dem Pseudonym Meyer, Lehmann, Schulze, um zu verdeutlichen, dass sie die Geschichten ohne die Mithilfe vieler Kinder, Lehrer und Eltern nie so lebendig und genau erzählen könnten. Die konsequente Weiterverteilung eines ausgeprusteten Wurststücks in „Mara muss mal“ erscheint so realitätsnah, dass man das Gefühl hat, selbst am Frühstücktisch zu sitzen. Die gut gerüttelte Mischung aus Ekelhumor, Witz, der auf Missverständnissen fußt, und der Behandlung von ernsten Themen – Angst vor Wasser in „Im Schwimmbad“ und die elterliche Scheidung in „Die Hochzeit“ – hat den wilden Zwergen in unserem Haushalt zu Dauerbrennerstatus verholfen. Die Illustrationen von Susanne Göhlich tragen mit ihrer storaksigen Hintergründigkeit dazu bei (Klett Kinderbuch, 40 Seiten, ab 4, 10,95 €).

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