piwik no script img

Alphatier verliert Vertrauen

AfD-Spitzenkandidatin fliegt aus ihrer Fraktion

Von Andreas Speit

Eigentlich ist ja schon der Name der AfD-Spitzenkandidatin Programm. Dana „Guth wird das schon gut machen“, sagte der niedersächsische Landesvorsitzende Armin Paul Hampel nach ihrer Wahl auf Listenplatz 1 für die Landtagswahl. Aber die Göttinger AfD-Kreistagsfraktion hält nicht mehr so viel von ihrer Kandidatin und schloss Guth in Abwesenheit aus. Ein „ungeheuerlicher Vorgang“, findet die Geschasste.

„Zu große Differenzen in der Zusammenarbeit“ hätten zu dieser Entscheidung geführt, sagte der Fraktionsvorsitzende Frank Rathemann vergangene Woche. Das Verhalten der 47-jährigen Guth sei nicht mehr hinnehmbar gewesen, sie sei ein „Alphatier“, „rechthaberisch und lautstark“.

„Haltlos“ nennt Guth diese Vorhaltungen aus den eigenen Reihen, der Rauswurf sei „ein Störfeuer“. Missstimmungen innerhalb der Fraktion räumt sie jedoch ein und formuliert ihrerseits Vorwürfe. Mit Rathemann sei keine Sacharbeit möglich. Und sie kündigt eine Klage beim Verwaltungsgericht Göttingen gegen ihren Rauswurf an. Sollte sie vor Gericht scheitern, wolle sie dem Rat weiter als Fraktionslose angehören.

Die Entscheidung der Fraktion wirft die Frage auf, welchen Rückhalt die Spitzenkandidatin in der Partei hat. Im August konnte sich Guth noch gegen den Wunschkandidaten von Hampel durchsetzen. In der Partei hatte Guth sich als energische Kritikerin des Landesvorsitzenden profiliert. Sie hielt Hampel in einer internen E-Mail, die der taz vorliegt, „vollständiges führungstechnisches Versagen“ vor. „Zur Durchsetzung Ihrer persönlichen Agenda sind Sie bereit, den Landesverband Niedersachsen oder auch einzelne Untergliederungen zu spalten“, schrieb sie. Recht offen räumte Hampel ein: „Man muss ehrlich bleiben, das war nicht unsere Wunschkandidatin. Aber die Mitglieder haben so entschieden.“

Hampel als frisch gewählter Bundestagsabgeordneter nutzt den Konflikt bisher nicht für eine Revanche. Der von Rathemann initiierte Rauswurf ginge gar nicht. „Der hat eine Macke“, kommentierte Hampel. Wenige Tage vor der Landtagswahl dürfe man seine Spitzenkandidatin nicht so beschädigen. „Frau Guth bekommt jede Unterstützung. Das ist Parteiräson.“

Die Wähler ficht das alles offenbar nicht an. In der jüngsten Umfrage vom Donnerstag stieg die AfD auf acht Prozent.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen