: Kaufhof muss sparen
Der kriselnde Warenhauskonzern will an die Löhne. Das ginge nur mit einem Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag
DÜSSELDORF dpa | Das Szenario kommt einem bekannt vor: Die Kund_innen lassen sich bitten, die Umsätze sinken, die Zahlen werden immer roter – und prompt geht es als Erstes an Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden. So geschehen bei Karstadt. Und so läuft es heute bei Kaufhof: Der Warenhauskonzern steckt in der Krise, und Chef Wolfgang Link will die im September 2018 auslaufenden Arbeitsplatzgarantien nur verlängern, wenn die etwa 21.000 Beschäftigten einen neuen Tarifvertrag verhandeln, sprich, sich auf Kürzungen und Verschlechterungen einlassen.
Konkret würde die Geschäftsführung gern aus dem Flächentarif für den Einzelhandel aussteigen, Gehälter und Löhne um 3 bis 5 Prozent kürzen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld für drei Jahre streichen und zur 40-Stunden- Woche zurückkehren. Das berichten jedenfalls verschiedene Medien unter Berufung auf Eingeweihte.
Beim Unternehmen selbst wollte man Details weder nennen noch bestätigen. Man habe aber mit der Gewerkschaft Verdi Gespräche aufgenommen, „um einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung abzuschließen“, teilte Link am Dienstag mit. Ziel sei es, dem Unternehmen eine „wirtschaftliche Atempause“ zu verschaffen, bis die vom neuen „kanadischen Eigentümer HBC angestoßenen Wachstumsmaßnahmen“ wirkten.
Verdi kündigte an, sich den Antrag von Kaufhof genau ansehen. Dazu gehöre, dass ein Wirtschaftsgutachter die Geschäftszahlen prüfe, „damit klar wird, wie es um das Unternehmen tatsächlich bestellt ist“. Wichtig seien für die Gewerkschaft auch überzeugende Konzepte für die Zukunft. Der Kaufhof-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Uwe Hoepfel sagte, die Arbeitnehmervertreter würden alles daran setzen, dass den Kaufhof-Beschäftigten „nicht in die Tasche gegriffen wird“.
Kaufhof kämpft damit, dass viele Kund_innen ins Internet abwandern. In der Branche kursieren auch Gerüchte, dass HBC, das Kaufhof erst 2014 von Metro übernommen hatte, die Warenhäuser wieder verkaufen könnte. Ein Interessent stünde bereit: der österreichische Karstadt-Eigner René Benko.
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