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Such, such, wo ist die nächste Bankfiliale?

In den letzten 17 Jahren haben die Institute jede vierte Niederlassung geschlossen, so eine Studie

In ländlichen Regionen sinkt die Zahl der Filialen stärker als in Städten

Im Zweifelsfall ist die nächste Bankfiliale jedenfalls deutlich weiter weg als noch vor 17 Jahren. Denn das Filialsterben auf dem deutschen Bankenmarkt hat sich einer Studie zufolge in den vergangenen Jahren beschleunigt. Nach Angaben der staatlichen Förderbank KfW wurden in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt 2.200 Standorte aufgegeben. Die Schließung von Zweigstellen habe damit noch einmal an Tempo gewonnen, heißt es in der gemeinsamen Untersuchung der KfW und der Universität Siegen.

Seit der Jahrtausendwende hat Deutschlands Bankenmarkt demzufolge fast 10.200 der damals noch gut 38.000 Standorte verloren. Etwa jede vierte Zweigstelle sei geschlossen worden. „Behalten die Banken das aktuelle Rückbautempo bei, dann würden im Jahr 2035 gut die Hälfte der zu Jahrtausendwende existierenden Filialen geschlossen sein“, sagt KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner voraus.

Ein wesentlicher Treiber der Entwicklung sei die Digitalisierung: Neue Technologien, neue Wettbewerber und veränderte Kundenwünsche erzeugten Anpassungsdruck – weg vom Filialnetz, hin zu Onlineangeboten. Hinzu kämen Kostendruck und der Abbau von Überkapazitäten, zum Beispiel in Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang.

Nahezu überall in Deutschland dünnten Banken, Sparkassen und Genossenschaftsinstitute seit dem Jahr 2000 das Filialnetz aus, so die Untersuchung. Insgesamt seien ländliche Regionen mit einem Rückgang der Zweigstellen um 27 Prozent stärker betroffen als Städte (minus 23 Prozent). Unverändert sei es in sieben Landkreisen und kreisfreien Städten. Gegen den Trend gewachsen ist der Bankenmarkt in 17 Regionen. Spitzenreiter sind dabei den Angaben zufolge die Stadt Frankfurt(Oder) und der Landkreis Fürth.

Im europäischen Vergleich liegt die Filial­dichte gemessen an der Einwohnerzahl in Deutschland der Studie zufolge etwa im Mittelfeld und leicht unter dem Durchschnitt der 28 EU-Länder. Auch in anderen Staaten der EU schlossen die Geldinstitute seit 2000 zahlreiche Filialen. Spitzenreiter sind demnach die Niederlande mit einem Rückgang von 66 Prozent der Zweigstellen, gefolgt von Dänemark (minus 53 Prozent) und Belgien (minus 48 Prozent). Die Filialnetze in Frankreich und in Portugal wurden dagegen kräftig ausgebaut, um jeweils fast 50 Prozent. (dpa/taz)

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