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15 Jahre Haft für Dragan

Kroatien „SZ“-Reporter Egon Scotland starb 1991 wegen einer von ihm befohlenen Aktion

Jetzt muss einer der bekanntesten serbischen Kriegsverbrecher der neunziger Jahre endgültig hinter Gitter: „Kapetan Dragan“, wie sein Kriegsname heißt. Dragan Vasiljković wurde vom Landgericht in Split nach über einjähriger Verhandlung zu 15 Jahren Haft verurteilt.

„Kapetan Dragan“ wurde in Deutschland vor allem deshalb bekannt, weil 1991 während einer von ihm befohlenen Angriffsaktion auf eine Polizeistation in der kroatischen Stadt Glina der für die Süddeutsche Zeitung arbeitende Journalist Egon Scotland von Scharfschützen beschossen wurde und kurz darauf seinen Verletzungen erlag. Nachdem Kroatien sich im Juni 1991 von Jugoslawien abgetrennt hatte, übernahmen in den überwiegend von Serben bewohnten Gebieten Kroatiens von Belgrad unterstützte Nationalisten die Macht und bildeten den serbischen Parastaat Republik Serbische Krajina mit dem Hauptsitz in Knin.

Der 1954 in Belgrad geborene Dragan Vasiljković befehligte damals die paramilitärische Einheit Knindže, eine Spezialeinheit der Polizei. Diese etwa 1.000 Mann starke Einheit konnte als paramilitärische Einheit relativ unabhängig operieren und wurde an den verschiedensten Fronten eingesetzt.

Der Angeklagte trage laut Gericht die Schuld für die Misshandlung und Ermordung von Gefangenen – vor allem kroatischen Polizisten – im Sommer 1991 auf der Burg in Knin. Weiterhin werden ihm Kriegsverbrechen unter anderem in Bosnien und während der Kämpfe um die kroatischen Stadt Vukovar vorgeworfen. Der seit 1969 in Australien lebende Exilserbe war vor dem Krieg in Kroatien Militärberater in Ostafrika, 1990 kam er nach Jugoslawien. Nach der serbischen Niederlage 1995 ging er wieder nach Australien, wurde jedoch 2005 von einer australischen Journalistin aufgespürt. 2015 wurde er schließlich an Kroatien ausgeliefert.

Erich Rathfelder, Sarajevo

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