Tim Caspar BoehmeLeuchten der Menschheit: Die Universität der Wildnis
In Deutschland hat das „Nature Writing“, wie der Name andeutet, keine so lange Tradition wie im angelsächsischen Raum. Erst nach und nach wächst hierzulande das Interesse am kulturell geprägten Blick auf die Natur. Jetzt kann man einen der Gründerväter des Genres, John Muir, auf Deutsch ein bisschen besser kennenlernen.
Der aus Schottland stammende US-amerikanische Naturkundler und Naturschutzpionier, der mit „Die Berge Kaliforniens“ einen Klassiker des Nature Writing verfasste, bietet in dem Auswahlband „Bäume vernichten kann jeder Narr. Essays und Aufzeichungen“ (Matthes & Seitz Verlag, 2017) nicht nur Einblicke in sein Denken über die Pflanzenwelt, sondern erzählt in einer autobiografischen Skizze zunächst seinen Werdegang.
Der begann ebenso ärmlich wie genial, denn Muir betätigte sich als Jugendlicher erfolgreich als Erfinder. So erfolgreich, dass er ohne Geld zum Studium zugelassen wurde. Unter seinen Entwürfen gab es Maschinen wie aus Slapstick-Komödien, etwa ein Bett, das morgens nach vorne kippt und einen direkt auf die Füße stellt.
Dass Muirs Ingenieurgeist sich mit großer Ehrfurcht vor der Schöpfung – doch, doch – vertrug, zeigt sich an Sätzen wie diesem: „Die Wälder Amerikas, wie sehr vom Menschen missachtet, müssen Gott ein großes Vergnügen bereitet haben, denn bessere hat er niemals gepflanzt.“
Ein wenig britischer Humor findet sich auch darin. Von Büchern hielt John Muir übrigens wenig. Er bevorzugte die „Universität der Wildnis“. Ganz besonders die der Berge.
Der Autorist Filmredakteur der taz. Foto: privat
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