piwik no script img

Der Wolfsberater

Wie machen Sie das?

Foto: ddp images

Frank Faß, 43, leitet das Wolfcenter in Dörverden, Niedersachsen. Er ist unter anderem ausgebildeter Wolfsberater und Verhaltensberater für Mensch-Hund-Beziehungen.

taz.am wochenende: Herr Faß, viele Menschen fürchten sich vor Hunden. Sie arbeiten jeden Tag ohne Angst mit Wölfen. Wie machen Sie das?

Frank Faß: Wir begegnen unseren Wölfen mit Respekt und Wertschätzung. Das sind Großraubtiere, die wir durch die Verwandtschaft zum Hund kennen. Anders als bei einem Hund können wir einem Wolf aber nicht sagen, was er zu machen hat und was nicht. Wir nötigen die Tiere zu nichts.

Manche Menschen wechseln wegen eines Hundes die Straßenseite. Wie sollten die mit ihrer Angst umgehen?

Da gibt es kein Patentrezept. Oft ist es ein irrationales Gefühl, wie zum Beispiel bei einer Spinne. Die kann mir nichts anhaben, trotzdem fürchte ich mich. Einer Spinne würde ich aus dem Weg gehen, so wie andere Menschen einem Hund. Möchte ich die Angst aber loswerden, muss ich sie annehmen, sie zulassen. Mithilfe von Profis kann man es schaffen, Angst in Zuversicht zu verwandeln.

In Schweden wurde 2012 eine Tierpflegerin von Wölfen getötet. Wie gefährlich sind diese Tiere?

Man darf nicht vergessen, dass es Raubtiere sind. Es besteht immer ein Restpotenzial, dass sie gefährlich werden können. Aber es gibt immer, immer einen Grund für das Verhalten. Auch ein Hund rennt in der Fußgängerzone nicht einfach auf jemanden zu, bellt und fletscht die Zähne.

Und wie sieht es bei Wölfen in freier Wildbahn aus?

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wolf für einen Menschen da gefährlich wird, ist extrem gering. Das zeigen Studien. Ursache für Angriffe war oft Tollwut, die in Deutschland aber als ausgerottet gilt. Oder Menschen, die Wölfe gefüttert haben. Das sollte man wirklich nicht tun. Ich und der Wolf – in Zeiten von Selfies ist das leider ein beliebtes Motiv.

Interview Björn Struß

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen