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Kiffen, Dreads, Rum? Armes Jamaika

betr.: „Jamaika-Test: Wie bekifft muss man sein?“, taz vom 22. 9. 17

Liebe taz, dies ist der erste Leser*innenbrief meines Lebens, ganz schön aufregend! Ich bin jeden Tag aufs Neue froh, dass es euch gibt. Aber obwohl ihr ansonsten so wundervoll selbst- und machtkritisch auch über Diskriminierung und Rassismen landauf, landab berichtet, bedient ihr euch klassischer Vorurteile und Stereotype, wenn es um Jamaika geht. Eure Darstellungsweise vom angeblichen „land of no problem“ ärgert mich. Bitte hört auf, ein Land, das damals wie heute mit den Auswüchsen von Kolonialismus und Imperialismus fertigwerden muss, fürs Kiffen, für Dreads, Rum und „One Love“ herhalten zu lassen. Jamaikaner*innen werden im globalen Norden in der Regel reduziert auf Musik, Beach-Life, Tanz und Dreads. Eigentlich seid ihr doch über solch undifferenzierte Typisierungen hinaus, oder? ­LIANE SCHÄFER, Osnabrück

Rassistisch erkrankt

betr.: „Soll man die AfD eine ­Nazipartei nennen?“, taz vom 27. 9. 17

Rassismus ist peinlich und überholt. Rassismus schwächt die Nation, er stemmt sich gegen das Kennenlernen, Sicherweitern, die Kommunikation. Kultureller Austausch, ebenso wie genetische Auffrischung, ist ein natürlicher Prozess und hat uns immer nur gestärkt.

Rassismus und sogenannte „Fremden“-Feindlichkeit ist wie eine Autoimmunerkrankung, wie ein Körper, der sich selber angreift, um sich zu schwächen, sich Schmerz zuzufügen, sich zu schädigen. Menschen, die zu uns gehören, die uns anregen, inspirieren, bei uns Arbeitsplätze schaffen – diese Menschen wegzuschicken, zu verunglimpfen oder im schlimmsten Fall eliminieren zu wollen schadet nicht nur anderen, sondern uns selbst. Wie peinlich.

Und, mehr als das, wie dumm!

EVA KÖPPL, Berlin

Liebes Deutschland

betr.: Nach den Wahlen

Liebe Heimat, du bereitest mir Kummer, du bereitest mir Sorge / Hast du denn nichts aus deiner Geschichte gelernt? / Hast von dir abgeschüttelt all das Leid, längst vergessen all die Verbrechen? / Liebes Deutschland, deine Wahl zeigt, was in den Menschenköpfen / Mehr noch, was verborgen in den Menschenherzen / Sie schüren, sie hassen, sie zwingen / Vergessen sind all die Schmerzen / Manch einer mag darüber scherzen/ Mir ist schon lange nicht mehr zum Scherzen zumute / Wohin bringt uns nur diese neue deutsche Attitüde? / Liebes Deutschland, da ich dich doch einst betrachtete als meine Heimat / Vernimm meine Klagen und lass wiederkehren die Einheit / Lass wiederkehren die Liebe in die Menschenherzen / Und heile ihre Wunden, heile unser aller Schmerzen / Armes, gespaltenes Deutschland / Willst du denn wirklich gar nichts aus deiner Geschichte lernen?

ASMAE MAKHLOUFI, Dortmund

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