: Mehr Artenschutz in den Meeren
Umweltschutz Sechs neue Gebiete in Nord- und Ostsee werden unter Naturschutz gestellt. Sieben Umweltverbände loben das, fordern aber auch wirksame Kontrollen von Verstößen
Wenn gleich sieben Umweltverbände mit einer politischen Entscheidung einverstanden sind, kann diese so schlecht nicht sein. Die Ausweisung von sechs Meeresschutzgebieten in Nord- und Ostsee, von der scheidenden Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) jetzt verkündet, loben BUND, Greenpeace, Nabu, Schutzstation Wattenmeer und WWF sowie der Deutsche Naturschutzring (DNR), die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Whale & Dolphin Conservation als „wichtigen Schritt zum Schutz der Artenvielfalt an unseren Küsten“.
Nach jahrelangen Debatten hat das Bundesumweltministerium die Gebiete „Doggerbank“, „Borkum Riffgrund“ und „Sylter Außenriff-Östliche Deutsche Bucht“ in der Nordsee sowie „Fehmarnbelt“, „Kadetrinne“ und „Pommersche Bucht-Rönnebank“ in der Ostsee unter Naturschutz gestellt. Sie umfassen rund 30 Prozent der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Deutschlands. Die im Höchstfall 200 Seemeilen breite – in der schmalen Ostsee nur bis zur Mitte reichende – AWZ, in der Meeresanrainer Priorität bei der wirtschaftlichen Nutzung vor ihren Nachbarstaaten genießen, schließt sich an das zwölf Seemeilen breite Hoheitsgebiet an und unterliegt der Zuständigkeit des Bundes.
„Mit den Verordnungen werden wichtige Arten wie Schweinswal, Seehund und Kegelrobbe endlich wirksam geschützt“, sagte Hendricks. Auch wertvolle Lebensraumtypen wie Sandbänke oder Riffe würden vor Zerstörung oder Beeinträchtigungen bewahrt. In den Gebieten darf kein Baggergut eingebracht werden, auch Aquakulturen sind untersagt. Offshore-Windparks, der Abbau von Bodenschätzen oder die Verlegung von Unterseekabeln bedürfen besonderer Genehmigungen, auch für die Fischerei gibt es Einschränkungen. Diese gelten auch für Hobbyangler, die nur noch in etwa einem Fünftel der AWZ ihre Leinen auswerfen dürfen.
Mit der Schutzgebietsverordnung habe das Ministerium einen wichtigen ersten Schritt zum Schutz der Artenvielfalt an den Küsten gemacht, so die Umweltverbände in einer gemeinsamen Erklärung. Insbesondere sei es richtig, „auch die Freizeitfischerei in die Pflicht zu nehmen und Schutzgebiete teilweise für Angler zu sperren“. Denn Hobbyangler holen jedes Jahr genau so viele Dorsche aus der Ostsee wie die kommerzielle Fischerei: Die Fangquoten der EU werden so um bis zu 100 Prozent überschritten.
Dennoch reiche der neue Schutzstatus auf dem Papier allein nicht aus, bemängeln die Verbände. Notwendig seien noch ein klares Management und natürlich Kontrollen. Das müsse die nächste Bundesregierung zügig angehen, so die Verbände, sonst bestehe der Schutz von Nord- und Ostsee nur auf dem Papier. Sven-Michael Veit
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