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MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

Britischer HipHop? Da mögen die einen an die Sleaford Mods denken, die anderen an Dizzee Rascal. Oder eben an Roots Manuva. Der es in dieser Reihe nach wie vor verdient, an erster Stelle genannt zu werden. Seine dubgeneigten Produktionen haben daran genauso viel Anteil wie seine gern tongue in cheek vorgetragenen intelligenten Texte, und auf der Bühne gibt er seinem Publikum all das mit einer Kraft, die kein Stillehalten duldet. Tanzen muss sein. Freitag ist es so weit, im Yaam (An der Schillingbrücke 3, 20 Uhr, 28 €).

Oder man geht auf Reisen mit einer Pionierin der „RaumFahrt“, zumindest aber der Berliner Echtzeitmusik, genauer der Trompeterin Sabine Ercklentz, die am selben Abend im Ausland eine 8-Kanal Komposition präsentiert, „für konkrete und künstliche Klangräume“. Die setzt Ercklentz aus Fieldrecordings, synthetischen und Trompetenklänge zusammen (Lychener Str. 60, 21 Uhr).

Eine Heldin des Dunkelklagerumpelrumms hingegen ist Jarboe, die zunächst mit den Drone-Rock-Tunichtguten Swans in Erscheinung getreten ist, bevor sie sich entschied, eigene Wege zu gehen, den reduzierten Lichteinfall aber beibehielt. Wie das heute klingt, stellt sie Sonntagnacht im Quasimodo vor. Gedämpfte Strahlen finden sich auch in den musikalischen Exerzitien des Duos Father Murphy, schmerzens- und kreuzesgeprüfte Helden der „Italian Occult Psychedelia“, die ebenfalls dort aufspielen, desgleichen die Berliner Psychedeliker Sultans of Gedankenbrain, die allemal mit einem gelungen bescheuerten Namen für sich einzunehmen wissen und deren Sänger und Gitarrist Kristof Hahn ansonsten zur aktuellen Besetzung der Swans gehört (Kantstr. 12A, 22 Uhr, VVK 12/AK 14 €).

Der Höhepunkt der Woche wird diesmal am Dienstag erreicht: Im HAU 1 spielt keine Geringere als die Japanerin Midori Takada zur Eröffnung des Festivals „Der Maulwurf macht weiter. Tiere / Politik / Performance“. Die Perkussionistin und Minimalistin ist seit rund 40 Jahren aktiv – ihr erstes Konzert spielte sie 1978 in Berlin –, blieb einer breiteren Öffentlichkeit aber bisher unbekannt. Ein bisschen hat sich das dieses Jahr geändert, seit ihr lange verschollenes Albumdebüt „Through the Looking Glass“ von 1983 wiederveröffentlicht wurde. Asiatische, afrikanische und anderweitig repetitive Traditionen fließen in ihrer Musik zusammen zu einer ritualartigen Zeremonie von Klang, die impressionistisch, meditativ-spirituell oder auch eruptiv-wild ausfallen kann. Ein kompletter Kosmos, eingefangen in ein paar Tönen. Große Vorfreude und ein Dringlichkeitsappell an alle von wegen Konzertbesuch, selbst wenn es ausverkauft sein sollte (Stresemannstr. 29, 21 Uhr, 22/16,50 €).

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