: Ein Mann, ein Wort
Duisburg Am Sonntag wählt die Stadt nicht nur den Bundestag, sondern auch ihren Oberbürgermeister
Sören Link, SPD-Oberbürgermeisterkandidat
Dumm für Link: Überwachungskameras zeigen, wie der Falschparker von PolizistInnen zu Boden geworfen und getreten wird. Von „völlig unverhältnismäßiger Polizeigewalt“ spricht nicht nur Levent Önder, Unternehmensberater und Vertreter der Community. Seine Pöbelei hat Link einen zusätzlichen Gegenkandidaten beschert: Yasar Durmus, Kranführer bei ThyssenKrupp, will den Wiedereinzug des Sozialdemokraten ins Rathaus verhindern.
Was Durnus besonders ärgert: Link weigert sich bis heute, sich von seinem „Asozial“-Spruch zu distanzieren: „Ich weiß nicht, ob ich die gleichen Worte wählen würde. Aber inhaltlich habe ich nichts zurückzunehmen“, sagte Link noch Ende August der WAZ.
Hintergrund ist eine jahrelange Diskussion über Gewalt nicht nur im Duisburger Norden: Die billigen, im Lärm und Dreck des Stahlwerks liegenden Gründerzeithäuser sind Ziel von ArmutsmigrantInnen, vor allem aus Südosteuropa. Darunter sind auch Analphabeten, die auf dem regulären Duisburger Arbeitsmarkt mit seinen 13 Prozent Arbeitslosigkeit kaum eine Chance haben. BürgerInnen klagen über Diebstähle, Einbrüche und kriminelle Clanstrukturen, die Behörden über Schwarzarbeit und Sozialbetrug.
Sozialdemokrat Link, der parteiintern umstritten ist, weil er auf einer SPD-Tagung tönte, er nehme gern zwei Syrer auf, wenn er dafür einen Südosteuropäer loswerde, versucht gegenzusteuern. Schrottimmobilien, in denen skrupellose Vermieter hunderte Euro für einen Schlafplatz auf einer dreckigen Matratze verlangen, lässt er räumen. Gleichzeitig hat der Oberbürgermeister eine verschärfte Polizeipräsenz durchgesetzt. Und Massenaufläufe, die die Arbeit von Polizei, Feuerwehr oder Sanitätern immer öfter behinderten, könnten eben auf keinen Preis geduldet werden, findet er.
Dabei ist die Armutsmigration nicht das einzige Problem Links: Am Sonntag entscheiden die DuisburgerInnen auch, was mit dem riesigen brachliegenden Loveparade-Gelände geschehen soll. 21 Menschen wurden hier 2010 bei einer Massenpanik totgetreten. Der Investor Kurt Krieger, dem der heruntergekommene ehemalige Güterbahnhof mitten in der Stadt gehört, will dort ein 300.000 Quadratmeter großes „Designer Outlet-Center“ bauen. Doch die Bürgerinitiative „Ja zu Duisburg“ fürchtet die Verödung der Innenstadt – und verweist auf die Nachbarstädte wie Oberhausen, wo das Einkaufszentrum „CentrO“ die Fußgängerzone in eine traurige Ansammlung aus Ein-Euro-Läden, Spielhallen und Fressbuden verwandelt hat. Link dagegen stützt die Outlet-Idee mangels alternativer Pläne.
Seine Chancen auf Wiederwahl scheint das nicht zu schmälern. In einer kürzlichen Umfrage der Uni Duisburg-Essen kam der Nachfolger des 2012 wegen der Loveparade-Katastrophe zurückgetretenen Christdemokraten Adolf Sauerland auf 38 Prozent. Links von CDU und Grünen gestützter parteiloser Konkurrent Gerhard Meyer lag bei 10 Prozent. Die Hälfte der WählerInnen war unentschlossen. Andreas Wyputta
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen