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6 Millionen Menschen in einem Feuchtgebiet

Boden Die versiegelten Böden rund um Houston lassen das Wasser nicht mehr versickern, sondern beschleunigen die Fluten

Houston liegt nur etwa 15 Meter über dem Meeresspiegel und befindet sich inmitten eines Feuchtgebiets, das bekannt für Überflutungen ist

DALLAS taz | Der Hurrikan „Harvey“ mit seinen schier unendlichen Regenfluten hat auch deshalb so zerstörerische Folgen, weil er mit dem Großraum Houston eine besonders dicht besiedelte Region trifft. Es ist das County mit dem zweitstärkste Bevölkerungswachstum der USA. Von 2008 bis 2015 wuchs seine Bevölkerung um jährlich mehr als 70.000 Menschen auf heute rund 6 Millionen Menschen. Erst im vergangenen Jahr, als der Öl- und Gasboom nachließ, verlangsamte sich dieser Trend etwas.

Houston liegt nur etwa 15 Meter über dem Meeresspiegel und befindet sich inmitten eines Feuchtgebiets, das bekannt für Überflutungen ist. In den 1940er Jahren legte die Armee deshalb zwei Staudämme westlich der Stadt an, die bei Regenstürmen das Wasser auffangen können. Diese Reservoirs, Addicks und Barker, sollten auch verhindern, dass die Innenstadt überschwemmt wird und dass der Fluss Buffalo Bayou, der die City von West nach Ost durchquert, über die Ufer tritt. Laut dem ursprünglichen Plan sollte das Wasser aus den Stauseen allmählich im Boden versickern.

Doch die Reservoirs, die bei ihrem Bau weit von der Innenstadt entfernt in einem kaum besiedelten Gebiet lagen, sind längst von Wohngebieten umzingelt. Viele dieser Häuser am Rand der Reservoirs sind in diesen Tagen besonders gefährdet. Denn die Armee hat nach „Harvey“ Wasser aus den bis zum Rand gefüllten Reservoirs abgelassen, um eine Flutwelle in die Innenstadt zu verhindern.

Mit der Bebauung von Harris County wurde das Feuchtland immer weiter zubetoniert worden. Das Präriegras mit seinen meterlangen Wurzeln, das ursprünglich Wasser von Überschwemmungen in die Tiefe leitete, ist verschwunden. Trotz Auffangbecken für Flutwasser, die die Hausbesitzer anlegen müssen, kommt es schon bei „normalen“ Stürmen zu Überschwemmungen. Laut John Jacobs von der texanischen A&M University sind zwischen 1996 und 2011 fast 25 Prozent des Feuchtlandes von Harris County versiegelt worden.

Umweltgruppen schlugen schon damals Alarm. Der heute verrentete Chef der Flut-Behörde Mike Talbott nannte es „absurd“, dass die Prairie „wie ein magischer Schwamm“ funktioniere. In Stadtteilen, die immer wieder unter Wasser stehen, glauben Bürger, dass die Stadt und das County ihre Sorgfaltspflicht vernachlässigt haben. Bei öffentlichen Versammlungen in den zurückliegenden Jahren forderten sie strengere Bauauflagen. Und nach drei großen Stürmen zogen einige von ihnen vor Gericht. Dorothea Hahn

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