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Politischer Cat Content

Die Idealisten Politik für Menschen, die für „Fluter“ und „Neon“ zu alt sind: Das Magazin „Kater Demos“ setzt auf Crowdfunding und die Unabhängigkeit von Werbeeinnahmen. Kann ein Magazin so überleben?

Seiten aus dem aktuellen Heft. „Es gibt kaum politische Magazine für unsere Generation“ Fotos: Kater Demos

von Natalie Mayroth

Print is dead – und wo er nicht tot ist, ist er in den Händen großer Medienkonzerne. Aber es gibt sie noch, die kleinen Printmagazine – ohne viel Kapital und teils sogar ohne Werbung. Wir stellen sie vor. Heute: „Kater Demos“

Ein gelbes Furby-Gesicht blickt vom Cover des Politikmagazins Kater Demos. Es ist die vierte und dystopischste Ausgabe. Sie liegt vor Alexander Sängerlaub auf dem Tisch. Daneben Katzenzungen (die Guten aus Schokolade) und an der Wand ein obligatorisches Katzenposter.

Katzen und Politik? „Mit feinen Häppchen Partizipation“ köderten sie auf der ersten Ausgabe zum Thema Demokratie. Doch der Kater, mit dem sie spielen, verkörpert vor allem die Katerstimmung (junger) Leute gegenüber aktueller Politik. „Und Katzen sind gut für SEO“, also die Auffindbarkeit in Suchmaschinen, ergänzt der 30-jährige Sängerlaub, der das letzte Jahrzehnt als „entpolitisierend“ beschreibt.

„Es gibt kaum politische Magazine, geschweige denn Parteien für unsere Generation. Du kannst mit 17 Jahren Fluter lesen oder Neon mit Anfang 20“, sagt Sängerlaub. Aber dann? Vor vier Jahren kam Franziska Teubert und Sängerlaub die Idee, ein utopisches politisches Magazin zu machen. Eines, das sie selbst gern lesen wollen.

An diesem Montag nach der Sommerpause trifft sich die Redaktion in Sängerlaubs Wohnzimmer in Berlin-Friedrichshain. Zehn Leute sind gekommen. Keine Katzen. Die Hälfte des Kater-Demos-Teams hat eine Katzenhaarallergie.

Ende 2014 fand das erste Redaktionstreffen statt, im Sommer darauf folgte das erste Heft. Wie die weiteren Ausgaben widmete es sich Themen, die auch nach einem halben Jahr noch lesbar sind. Das gelingt mit Schwerpunkten wie Demokratie, Arbeit, Medien oder Überwachung – Gegenstand des aktuellen Furby-Heftes – die mal philosophisch, mal aus Marketing-Perspektive oder datenkritisch angegangen werden. „Was unseren Journalismus unterscheidet, ist, dass es einen Lösungsansatz gibt. Print war dabei eine bewusste Entscheidung gegen die Hysterie im Netz“, so Sängerlaub. Er nahm sich ein Jahr Zeit, in dem er sich neben kleinen Aufträgen dem Magazin widmete und von seinem Ersparten lebte.

Die Hälfte des „Kater Demos“-Teams hat eine ­Katzenhaarallergie

Die zweite Ausgabe kam besonders gut an: „Das Thema Arbeit hat viele angesprochen, weil es nicht so abstrakt ist“, sagt Sylvia Lundschien, die seit der zweiten Ausgabe regelmäßig schreibt und an der Evangelischen Journalistenschule lernt.

Zweimal im Jahr erscheint Kater Demos im Eigenverlag mit einer Auflage von 5.000 Heften an 350 Kiosken. Im Hintergrund arbeitet eine 40-köpfige Redaktion, die seit den Anfängen fast konstant geblieben ist. Durch Crowdfunding, Abos, Verkäufe und Partys finanzieren sie sich. 11.110 Euro haben sie beim letzten Crowdfunding gesammelt, knapp über dem, was sie für die Finanzierung des Drucks und des Vertriebs brauchen.

Für die Unterstützer gab es neben dem Heft Beutel, Sticker für Frontkameras oder einen Katzenkalender.

Für die Macher ist es bisher ein Ehrenamt.

„Du hast viele Freiheiten“, aber man komme nicht mit allem durch, sagt Raimon Klein, stellvertretender Chefredakteur. Genauso wie Sängerlaub oder Sylvia Lundschien schreibt er gern über Politik und will sich mit der Zukunft auseinandersetzen – etwas, das sie bei den großen Parteien vermissen.

„Ich bin dadurch nicht politischer geworden, doch mir ist bewusster geworden, wie politisch ich bin“, sagt Marion Sängerlaub, die das Lektorat unterstützt. Dass Sängerlaubs Mutter mitwirkt, überrascht nicht. Denn die Redaktion ist ein Netz aus Freunden und Freundesfreunden sowie anderen, die sich gern beteiligen wollen. In Berlin und Köln sitzt das Team, dessen Grafikabteilung fast genauso groß wie die Redaktion ist. In der letzten Ausgabe haben sie mit der Akademie für Illustration und Design (AID) kooperiert.

Was in den letzten beiden Ausgaben nach Werbung aussieht, waren Tauschanzeigen mit anderen Magazinen. Mittlerweile sind sie Werbeanzeigen aber nicht mehr so sehr abgeneigt, doch sie hatten ihren Abonnentinnen versprochen, die ersten fünf Ausgaben eben ohne zu erhalten. Ob es nach der nächsten Ausgabe weitergeht, ist noch unklar. „Wir haben einen Businessplan gemacht und diskutieren“, sagt Alexander Sängerlaub.

Ein Ehrenamt muss ja nicht für immer ein Ehrenamt bleiben.

Kater Demos kostet 9,80 Euro. Die fünfte Ausgabe, „Das Fremde“, erscheint im Winter 2017.

Im ersten Teil der Serie „Die Idealisten“ wurde das Magazin Transform vorgestellt. Den Text finden Sie auf taz.de

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