: Weniger Agrodiesel in deutschen Tanks
Umwelt Biodiesel-Absatz sinkt. Umweltschützer hoffen auf weniger Anbau von Raps und Palmöl
Nur auf den ersten Blick paradox: Umweltschützer freut das. „Die Treibhausgasbilanz ist bei fast jedem Biokraftstoff so schlecht wie bei fossilem Diesel oder sogar noch schlechter“, sagt Dietmar Oeliger, Leiter der Verkehrspolitik des Naturschutzbundes (Nabu). Oeliger wäre es am liebsten, ganz auf den Einsatz des Sprits vom Acker zu verzichten.
Weil es die EU so vorgibt, mischen Mineralölkonzerne fossilem Diesel Kraftstoff aus Energiepflanzen bei. Das soll helfen, die Klimaziele zu erfüllen. Ob das überhaupt funktioniert, ist jedoch umstritten.
Für die Herstellung von Agrodiesel wird vor allem Raps angebaut. Tatsächlich entsteht bei der Verbrennung der Ölpflanze nur so viel CO2, wie sie vorher aufgenommen hatte. Damit wäre sie klimaneutral – wenn nicht bei Feldarbeiten, der Düngung, der Ernte, dem Pressen des Rapses und seinem Transport weitere Treibhausgase produziert würden.
Hinzu kommt, dass „Raps keine besonders hohen Erträge“ bringt, wie Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter sagt.
Angelika Lischka, Referentin für Landwirtschaft und Naturschutz vom Nabu, hält es deshalb für sinnvoller, den großflächigen Rapsanbau durch vielfältigere Fruchtfolgen zu ersetzen. „Das könnte zu mehr Diversität der Ackerkulturen führen.“ Wirklich naturverträglicher würde die Landwirtschaft aber erst, wenn auch größere Flächen brachliegen dürften.
Dass weniger Agrosprit genutzt wird, finden die Umweltschützer in Deutschland vor allem deswegen gut, weil diesem bislang neben Rapsöl jährlich mehrere 100.000 Tonnen Palmöl beigemischt werden. Zwar müssen diese aus nachhaltigem und zertifiziertem Anbau stammen, so Hofstetter von Greenpeace. Aber dabei werde noch „unterschlagen, dass stattdessen Rodungen von Regenwald für den Anbau von Palmöl für Lebensmittel oder Kosmetika nötig werden“.
Wenn schon weiter Agrodiesel genutzt werde – und danach sieht es trotz des leichten Rückgangs aus –, empfiehlt Agrarexperte Hofstetter, Abfallfette zu nutzen. Sie würden nicht extra angebaut und verursachten deshalb kein zusätzliches Treibhausgas.
Bereits jetzt wird laut „Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen“ (Ufop) jährlich 750.000 Tonnen „altes Frittenfett“ für Agrodiesel eingesetzt. Und die EU-Kommission arbeitet an einem Vorschlag, der die Verwendung von Abfallstoffen, wie Restholz und Stroh, anstelle von Raps fördern könnte.
Wo davon große Mengen herkommen sollen, sieht Oeliger vom Nabu allerdings noch nicht. Stroh sei für die Dieselherstellung kaum verwendbar und die Wälder dürften für ein funktionierendes Ökosystem nicht zu stark ausgeräumt werden.
Anna Parrisius
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